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Stadtteil Ponta Negra

Veröffentlicht am 7. Januar 2012 - 12:03h

Der Historiker Mário Ypiranga Monteiro berichtet in seinem Buch “Roteiro Histórico de Manaus“ (Historischer Rundgang in Manaus), dass es kaum offizielle Eintragungen gibt, welche das genaue Datum eines Besetzungsbeginns jenes Gebietes festgehalten haben, in dem sich heute der Stadtteil Ponta Negra befindet. Allerdings weiss man, dass dort um 1650 herum Indianer lebten. Nach Aufzeichnungen des Historikers, Schriftstellers und Malers Moacir de Andrade wurde von Jesuiten im Gebiet Tarumã eine Mission gegründet – dort lebten Índios vom Stamm der Aruaque und der Alófila – man kann aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob eine Verbindung zur Ponta Negra bestand.

“Eine abschüssige Landzunge eingefasst von zwei Spitzen der Bucht, die vom Urwald begrenzt sind“ – so beschreibt Mário Ypiranga Monteiro den Strand von Ponta Negra, der den Stadtteil beherrscht. Zu Zeiten des Gummi-Booms diente dieses Gebiet zur Beschaffung von Rohstoffen für die lokalen Bauten – damals nannte man die Gegend “Areial“ (Areia = Sand), eben weil dort vom Rio Negro eine riesige Sandbank aufgehäuft worden war. Grosse Mengen von Holzkohle und Steinen lieferte das Gebiet – eine ausgedehnte Pflanzung befand sich dort, auf der Caju-Früchte (Cashew) geerntet wurden, und die nannte man wegen ihrer vielen Caju-Bäume “Cajual“.

Lange Zeit konnte man den Sandstrand, die “Praia de Ponta Negra“, nur per Boot erreichen, wegen seiner Abgelegenheit von den anderen Stadtteilen und ohne Strassenverbindung. Endlich während der Amtszeit des Gouverneurs Gilberto Mestrinho, zwischen 1959 und 1963, schlug man eine Verbindungspiste aus dem Urwald – aber bis zum besagten Strand zu kommen, blieb immer noch ein Abenteuer, denn diese Erdpiste bot den Benutzern keinerlei Sicherheit, vor allem nicht für ihre Fahrzeuge. Doch dieser Flussstrand entwickelte sich zum Treffpunkt der bürgerlichen Gesellschaft – an den Wochenenden und Ferientagen wurde er ihr beliebter Aufenthalts- und Badestrand, besonders während der heissesten Monate zwischen August und Oktober.

Erst Jahre später wurde die Erdpiste asphaltiert und erleichterte so die Einrichtungen urbaner Infrastruktur in diesem Stadtteil – Grundstücke in Ponta Negra stiegen enorm im Wert, und die Privatvillen begannen aus dem Boden zu schiessen. Die erste reguläre Omnibuslinie wurde eingerichtet, funktionierte aber erst mal nur an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen. Der Prozess der Modernisierung der Ponta Negra begann schliesslich, am Anfang der 70er Jahre, mit der Verdoppelung der Strasse und dem Bau von Wohnanlagen, wie dem “Jardim Europa“, der viele Jahre lang der von der Innenstadt am weitesten entfernte Wohnbezirk blieb.

Seit ihrer Reurbanisierung, in der ersten Hälfte der 90er Jahre bis etwa 2009, galt die Ponta Negra als Referenz für ein bewegtes Nachtleben – im Mittelpunkt stand das “Amphitheater am Strand der Ponta Negra“, in dem Shows stattfanden, die Menschenmengen aus allen Stadtteilen anlockten. Am Anfang wurden dort grosse Konzerte vom brillanten Orchester der Stadt gegeben und, einige Male, sogar spezielle Aufführungen des “Festival Amazonas de Ópera“ dem begeisterten Publikum präsentiert.

Eine weitere Attraktion dieses Stadtteils ist sein Feuerwerk zu Silvester und anlässlich des Geburtstags der Stadt. Entlang des Flaniertrottoirs konzentrieren sich die Bars, wie zum Beispiel, die traditionelle “Laranjinha“, die Eisdiele “Glacial“ und die vielen ambulanten Verkäufer mit ihrem Kunsthandwerk, Puffmais und anderen Leckereien – auch Nachtclubs und Show-Bühnen, wie die “Simbola“ findet man hier.

Im Stadtteil gibt es gute Restaurants wie das “Braseiro“ oder das “Casa de Carneiro“ – hier werden auch internationale Gourmets zufriedengestellt. Und überall wieseln die ambulanten Verkäufer herum, die mit ihrem Getränkeverkauf einen alternativen Kommerz betreiben.

Der Strand von Ponta Negra, der noch bis im April 2010 als eins der bedeutendsten Postkartenmotive der Stadt Manaus bekannt und beliebt war, ist seither praktisch lahmgelegt. Das Amphitheater wurde gesperrt wegen strukturellen Beschädigungen, die Sportplätze sind in prekärem Zustand, und einige Restaurants haben bereits geschlossen – wie das “Chez Charufe Grill“, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Rio Negro geniesst. Es war ein bevorzugtes Lokal der internationalen Touristen, wurde aber, nach Auskunft der Besitzer, in den letzten Jahren dermassen vom Lärm der Strandbesucher und ihren auf Überlautstärke dröhnenden Autolautsprechern belästigt, dass sie sich gezwungen sahen, ihre Türen zu schliessen solange das Problem nicht gelöst ist.

Man wartet auf eine neue Reform dieses “Bürgerlichen Freizeitareals“ im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft 2014.

Weit weg vom Glamour des Rio-Negro-Ufers hat der Stadtteil einige ganz profane Probleme, wie zum Beispiel ein fehlendes öffentliches Transportmittel zum Bootshafen Tauá. Die Geschäftsleute und Bewohner dieser Gegend müssen zu Fuss vom “Hotel Tropical“ bis zum Bootshafen gehen. Ausserdem hat dieser Teil von Ponta Negra, obwohl er sich in einem Gebiet des grössten gesellschaftlichen Prestiges befindet, immer noch keinerlei Wasserver- und –entsorgung.

Einige kommerzielle Unternehmungen dieses Gebiets sind auf schwimmenden Flössen installiert – zum Beispiel “Bar und Restaurant Sabrina“, die versorgt eine grosse Zahl von Touristen und anderen Personen, die sich zu weiter ab gelegenen Stränden am Ufer des Rio Negro begeben – und stellt ihren Service auch den umliegenden Kommunen zur Verfügung.

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