Das ehemalige “Territorium Acre” gehörte bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu Bolivien – obwohl die Mehrheit seiner Bevölkerung schon seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aus Brasilianern bestand, die im Regenwald der Latex-Gewinnung nachgingen und die Autorität der bolivianischen Regierung nicht anerkannten – sie bildeten in der Praxis ein unabhängiges Territorium, und verlangten dessen Annektierung durch Brasilien. In der Absicht, die Staatsgewalt in diesem Gebiet aufrecht zu erhalten, erliessen die Bolivianer ein neues Besteuerungsgesetz und gründeten die Stadt Puerto Alonso (heute Porto Acre) mitten unter den Aufrührern. Deren Proteste führten zu verschiedenen bewaffneten Konflikten, welche erst mit den Unterschriften auf dem “Tratado de Petrópolis“, am 17. November 1903, beigelegt wurden. Mit diesem Vertrag übernahm Brasilien – teils gegen eine Kaufsumme, teils gegen Tausch verschiedener kleinerer Gebiete der Bundesstaaten Amazonas und Mato Grosso – das zukünftige “Territorium“ und späteren den “Bundesstaat Acre“.
Grenzprobleme gab es auch mit dem Nachbarland Peru, dessen Regierung ihr Besitzrecht über das gesamte Acre-Territorium und einer weiteren Region im Bundesstaat Amazonas einforderte – als Druckmittel hatte sie bereits administrative Delegationen in der Region am Oberen Juruá, zwischen den Jahren 1898 und 1902, und am Oberen Purus, zwischen 1900 und 1903 eingeschleust. Die Brasilianer dieser Gebiete jedoch, aus eigenen Mitteln, zwangen die Peruaner im September 1903, den Oberen Purus zu verlassen. Auf der Basis brasilianischer Titel und nach Untersuchungen einer gemischten Kommission, welche die Gebiete Oberer Purus und Oberer Juruá inspektionierten, schlug der damalige Aussenminister, der Baron von Rio Branco, der peruanischen Regierung ein Grenzabkommen vor, das am 8. September 1909 bestätigt wurde. Erst mit diesem Akt war die politische Integration des Acre in den brasilianischen Bundesstaat abgeschlossen.
Der Integrationsprozess des Acre ist nicht denkbar ohne den tapferen Einsatz von Menschen, die aus dem brasilianischen Nordosten in dieses Gebiet eingewandert sind, es bewohnten und urbar machten, und damit die Heldentat jener Bandeirantes aus São Paulo wiederholten, die im 16. und 17. Jahrhundert mit ihren Expeditionen aufbrachen, das Inland Brasiliens zu erforschen. Im Fall des Acre waren es die Trockenheit des Nordostens und der wirtschaftliche Appell des Gummis – ein Produkt, dass Ende des 19. Jahrhunderts auf dem internationalen Markt hohe Preise erreichte – die eine Masseneinwanderung der Menschen aus dem Nordosten in den Acre motivierte.
Die ersten Zivilisationsversuche im Acre datieren aus dem Jahr 1877, als die ersten Nordost-Emigranten begannen, im Regenwald “Seringais“ (Latex-Sammellager) einzurichten. Bis zu diesem Datum war der Acre allein von Indianern bewohnt gewesen, denn die luso-brasilianische Expansion in Amazonien während der Kolonialperiode war nie bis dorthin gekommen. Ab 1877 jedoch verwandelte sich die Region in eine aktive Pioniersfront, die sich auf den drei existenten Wasserwegen voranschob: dem Rio Acre, dem Oberen Purus und dem Oberen Juruá.
Ab 1920 legte man die Administration des Acre in die Hände eines vom Staatspräsidenten ernannten Gouverneurs. Nach der Verfassung von 1934 erhielt das damalige “Territorium Acre“ das Recht, zwei Repräsentanten in die Deputiertenkammer zu entsenden. 1957 wurde dann das Territorium dank eines Projekts seines Deputierten José Giomar das Santos in den Staatsstatus erhoben, sanktioniert vom damaligen Präsidenten der Republik, João Goulart. Der erste Gouverneur des Bundesstaates Acre war Senhor Augusto de Araújo, gewählt im Oktober 1962, mit 7.184 Stimmen.