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Festival von Parintins » Seite 2

Veröffentlicht am 2. Dezember 2011 - 13:44h

Wichtig zu wissen

In Parintins spricht man den Namen des gegnerischen Ochsen niemals aus, sondern bezieht sich in diesem Fall nur auf “den Gegner“. Verboten sind Buh-Rufe, Applaus, Schreie aller Art und jedwede andere Demonstration, während sich “der Gegner“ präsentiert. Die gesamte blaue oder rote Fan-Gruppe verharrt jeweils in absolutem Schweigen, denn irgendwelche Äusserungen während des gegnerischen Auftritts können für den eigenen Ochsen Punktverlust bringen.

Das Ritual

Das Ritual der Ochsen interpretiert die Legende von “Pai Francisco” und seiner Frau “Mãe Catirina“, denen es mit Unterstützung des Medizinmanns gelingt, den Ochsen ihres Herrn wieder zu beleben. Die Legende erzählt, dass die schwangere Mãe Catirina eine unbändige Lust verspürt, die Zunge des prächtigsten Ochsen der Fazenda zu essen. Um diesem Wunsch seiner geliebten Frau nachzukommen, tötet Pai Francisco den Lieblingsochsen seines Herrn, des Fazenda-Besitzers. Er wird entdeckt, versucht zu fliehen und wird verhaftet. Um den Ochsen zu retten, werden ein Pater und ein Arzt gerufen (der Arzt ist ein indianischer Schamane) – und ihnen gelingt die Wiederbelebung des Ochsen. Pai Francisco und Mãe Caterina wird verziehen – alles endet in einem grossen Fest. Der “Garantido“ ist der Ochse des Volkes – der “Caprichoso“ der Ochse der Elite.

Musik

Das Spektakel wird in seiner ganzen Länge von der “Toada“ begleitet, einer Gruppe von 400 Rhythmikern. Die beiden Ochsen tanzen und singen während drei Stunden – sie wechseln sich ab in der Reihenfolge ihrer täglichen Auftritte. Der Text der Gesänge hat seinen Ursprung in den Mythen und Legenden Amazoniens. Viele dieser “Toadas“ beinhalten auch Laute aus der animalischen Melodie des Regenwaldes und dem Gesang seiner Vogelwelt.

Moderator

Die “Ochsenoper“ hat auch einen offiziellen Entertainer und Moderator, der das gesamte Spektakel kommandiert. Wenn man in Parintins auf die Figur des Moderators zu sprechen kommt, dann denkt jeder sofort an Paulinho Faria, der 26 Jahre lang Moderator des Boi-Garantido gewesen ist.

Sinhazinha da Fazenda

Ist die Tochter des Fazenda-Besitzers. Sie erscheint herausgeputzt, in mit Spitze besetztem Kleid aus der Jahrhundertwende, um Papas Lieblings-Ochsen zu begrüssen und präsentiert ihre elitären Tanzschrittchen. Pai Francisco und Mão Catirina, zusammen mit den Riesen-Puppen, die von Dona Aurora geführt werden, nehmen ebenfalls an diesem Auftritt teil. Typische regionale Figuren und Amazonas-Legenden lassen edle Gefühle von Liebe und Leidenschaft erblühen. Riesige Allegorien kommen in Bewegung – originelle Choreografien und Kostüme, unter theatraler Beleuchtung, geben dem Spektakel einen besonderen Glanz.

Der Besitzer des Ochsen

In einer arroganten, herrischen Art stellt er die Originalität und Tradition der lokalen Folklore dar – bläst in das Büffelhorn der Viehtreiber und präsentiert seine Verse in grossem Stil.

“Porta Estandarte”, “Rainha do Folclore” und die “Cunhã Poranga”

Die Fahnenträgerin, Folklore-Königin und die Indio-Prinzessin verströmen Charme und Sympathie unter den Zuschauern. Und besonders die “Cunhã Poranga“, schönste Jungfrau eines Indianervolkes, präsentiert eine magische Show ihrer nativen Schönheit – mit wilden Blicken, mit ihrem fantastischen Körper, der mit Federn moduliert ist. Mit ihr wird das indigene Element in das Fest des amazonensischen Ochsen integriert.

Der Vorsänger

Oder wie er in Parintins heisst – der “Levantador de Toadas“ – interpretiert die Vers-Dramatik der jeweiligen Präsentationen mit seiner Stimme und entsprechender Hintergrundmusik. Er ist eine der bedeutendsten Figuren im Gesamtwerk – seine Technik, seine Kraft und die Schönheit seiner Interpretation zählen nicht nur wertvolle Punkte, sondern motivieren, darüber hinaus, auch die Emotionen der Darsteller.

Indianerstämme

Dutzende von maskulinen und femininen Indio-Gruppen, mit ihren vibranten Farben, bilden ein eindrucksvolles Bühnen-Szenario – die “Tuxauas Luxo“ (Häuptlinge in Luxus-Ausführung) und “Tuxauas Originalidade“ (Häuptlinge Originalität) sind hier die bedeutendsten Komponenten.

Ritual

Im Verlauf der Präsentation findet das Ritual statt, eine ergreifende theatralische Dramatisierung, die stets mit dem magischen und mysteriösen Eingreifen des Medizinmanns der Indianer ihren Höhepunkt erreicht – dem mächtigen Heiler und gefürchteten Magier, der alle in den Bann seines Tanzes zieht – der Höhepunkt des Abends.

Die Zuschauer und Fans

Sie sind eine Show für sich. Während sich der Ochse präsentiert, beteiligt sich seine Fan-Gemeinde enthusiastisch an seiner Darbietung – die übrigens ebenfalls von den Juroren gewertet wird. Die gegnerischen Fans dagegen rühren sich nicht, verharren in absoluter Stille – ein Beispiel von Kameradschaft, Respekt und Fairness.

Die Juroren

Werden am Vorabend des Festivals durch Los bestimmt – alle stammen aus anderen Bundesstaaten – Personen aus den Nordstaaten (also gesamt Amazoniens) werden vermieden. Bedingung ist, dass ein Jury-Mitglied entweder Kunst, Kultur oder brasilianische Folklore studiert hat. Mehr als 20 Begriffe sind zu bewerten – im Licht eines einfachen Reglements, klar und genau.

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