Eine folkloristische Darbietung, die sich mittels einer Sammlung von “Cantigas de Roda” (innerhalb eines Kreises gesungenen Versen) ausdrückt – Herkunft ist Spanien und Portugal. Kam im vergangenen Jahrhundert nach Brasilien und hat sich anfänglich in den Bundesstaaten des Nordens und Nordostens ausgebreitet, wo sie, ohne ihre Wurzeln zu verlieren, verschiedene erweiternde Charakteristika erfahren hat – je nach der Region, in der sie sich etablierte.
Der Rhythmus der Ciranda ist relativ langsam, im Gegensatz zu den meisten anderen folkloristischen Tänzen der Amazonas-Region. Wegen diesem Faktor, können auch ältere Leute und Kinder an diesem Tanz teilnehmen. Allerdings beobachtet man in einigen Gruppen eine Mischung mit anderen Tanzschritten, wie zum Beispiel dem “Xote“ und auch dem Walzer.
Ein weiterer Unterschied zu den meisten der anderen regionalen Tänze besteht darin, dass sich der Tanz innerhalb eines grossen Kreises von mehreren Teilnehmern entwickelt. Während die Musik selbst grosse Ähnlichkeit mit den Eigenheiten der Region aufweist: Man benutzt Holz-, Saiten- und Blasinstrumente – Curimbós, Maracás, Ganzás, Banjos, Cacetes und Flautas.
Die Ciranda do Norte (Ciranda des Nordens)
Wird im Monat Juni getanzt – dann ziehen die Tanzgruppen durch die Strassen, um sich zu präsentieren. Der Höhepunkt ist am letzten Junitag erreicht, wenn man das Fest anlässlich des “Morte do Pássaro“ (Tod des Vogels) begeht – mit dem gesamten Klima einer traurigen Beerdigung. Bei den gesungenen Ciranda-Themen handelt es sich um Schilderungen der Arbeit von Männern und Frauen auf dem Feld, Aktivitäten wie Jagd, Fischfang und andere werden interpretiert.
Die Kostümierung der Tänzer folgt der charakteristischen Mode der Jahrhundertwende: Die Frauen gehen in bestickten Blusen mit losen Ärmeln und Reifröcken, die unterhalb der Knie enden und mit Spitze besetzt sind. Die Männer kleiden sich in Hemden mit Aufdruck des Rockmusters ihrer Dame, und einer schwarzen, weissen oder blauen Hose. Beide tanzen mit einem Strohhut mit kurzer Krempe und handgefertigte Schläppchen oder barfuss. Der Repräsentant des Jägers trägt nur ein glattes, weisses Hemd und schwarze Hose, dazu den Strohhut, Stiefel und ein Gewehr. Und der “Carão“, (das ist der als Beutevogel dargestellte Vortänzer), trägt ein buntes Federkleid.
Die Ciranda im Bundesstaat Amazonas
Sie hat sich in der Stadt Tefé besonders entwickelt – der ältesten Stadtgründungen der Region. Dank der guten Absichten und der Intelligenz des Mulatten Antônio Felício hat sich die erste Gruppe gegen Ende des 19. Jahrhunderts formiert, in der Absicht, die arrogante Lebensart und die vornehme Kleidung der “Nogueirenses“ (Bewohner von Nogueira, einem Ort gegenüber von Tefé) zu kritisieren, die den bescheidenen “Tefeenses“, die vom Ackerbau und dem Fischfang lebten, ein Dorn im Auge war.
Die Ciranda von Manacapuru
Das Munizip Manacapuru liegt zirka 100 km von Manaus entfernt und veranstaltet jedes Jahr im August das “Ciranda-Festival“ der Stadt. Es gehört zu den grössten Folklore-Volksfesten in Amazonien, an der Seite von Parintins. Während der drei Festtage präsentieren sich im “Cirandrómo“ der Stadt drei unterschiedliche Ciranda-Genres ihrem Publikum: Die “Ciranda Tradicional“ (Traditionelle Ciranda), die “Ciranda Guerreiros Mura“ und die “Ciranda Flor Matizada“. Nach Ablauf dieser drei Tage geben die Juroren ihre Bewertungen ab, und für die Gruppe der Sieger gibt es anschliessend noch mal ein grosses Fest.
Um weitere Einzelheiten über das “Festival de Cirandas de Manacapuru“ zu erfahren, klicken Sie hier.
Die Ciranda in Manaus
In diesem Fall hat man die Geschichte der Cirandas einer Liebhaberei des Professors José Silvestre do Nascimento e Souza zu verdanken, einem grossen Studiosus des Themas, der verantwortlich war für die erste Ciranda-Präsentation während des “XIX Festival Folclórico do Amazonas“, im Jahr 1966. Die Ciranda des “Colégio Sólon de Lucena“, deren Tänzer er selbst aus Tefé nach Manaus gebracht hatte – mit Unterstützung seiner Landsleute Ambrósio Correa und Gaudêncio Gil (beide schon verstorben) – sie gingen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor, besiegten die “Tribo dos Tarianos“ – gegenwärtig die “Cacetinhos“ der Technischen Hochschule in Manaus, die unter der Regie des schon erwähnten Gaudêncio Gil auftraten.
Elemente der Cirandas
- Senhor Manelinho erzählt von einem Reisenden, der aus Pernambuco stammte, und der zwischen dem einem und dem anderen Schluck aus seinem Schnapsglas die Umstehenden mit Erzählungen aus seinem abenteuerlichen Leben erheiterte.
- “Cúpido“ (Amor), Gott der Liebe, Provokateur der Leidenschaften, dargestellt als ein Kind mit Pfeil und Bogen in seinen Händen.
- “Puxa-roda“ – eine Choreografie, die aus den Cirandas von Tefé stammt, und die den Charme und die besonderen Eigenschaften der Tänzer hervorhebt.
- “Constância“ – eine Figur, die ebenfalls in Tefé kreiert wurde, um das meist umworbene Mädchen zu ehren. Nach französischem Muster erzogen, zwang Constance die jungen Männer jener Epoche auf die Knie vor leidenschaftlicher Begierde.
- “Galo Bonito“ – (der schöne Hahn) eine männliche Figur, die den Damen der Stadt Tefé nachstellt. Und die “Mãe Benta“, eine Figur, die man zu Ehren der Gattin von Antônio Felício geschaffen hat, die einst Garküchen-Verkäuferin in Bahia gewesen ist und in Tefé eine Reihe von bahianischen Köstlichkeiten in der lokalen Küche eingeführt hat.
- Seu Honorato – eine populäre Figur in Tefé zu Zeiten, als ein Gang zum Arzt noch schwierig war. Senhor Honorato war ein profunder Kenner von Heilkräutern und Wurzeln aus dem Regenwald, und er behandelte viele Leiden der Anwohner erfolgreich.
- “Carão“ – eine der wichtigsten Figuren der Ciranda – er präsentiert einen schwarzen Vogel, der vom Jäger verfolgt wird.