Nach einer binationalen Studie können kleine Störungen des Amzonasregenwaldes große Auswirkungen haben. Die selektive Baumentnahme, Abbrennen von Teilbereichen und die Zersplitterung in Folge von Beweidung und Landwirtschaft können im Amazonasgebiet 54 Millionen Tonnen Kohlenstoffe im Jahr freisetzen und somit erheblich zum Treibhauseffekt beitragen. Die Menge entspricht etwa 40 Prozent der Menge, die durch die großen Kahlschläge verursacht wird. Durchgeführt wurde die Studie von Wissenschaftlern von elf verschiedenen Institutionen Brasiliens und Englands.
Bisher sind die Effekte durch die Fragmentierung des Regenwaldes, das Abbrennen von Teilflächen und die selektive Baumentnahme kaum untersucht worden. Vielmehr konzentrierten sich die meisten Arbeiten darauf, die Kahlschläge einzuschränken. In den vergangenen zehn Jahren sind diese nach offiziellen Angaben um 70 Prozent zurück gegangen. Allerdings zeigt die neue Studie, dass auch die Degradierung von kleinen Flächen in der Summe schwere Auswirkungen auf den Regenwald haben und durch sie enorme Mengen von Kohlenstoff freigesetzt werden, wie es in einem Bericht zur Studie heißt.
Kombiniert wurden bei der Untersuchung Satellitenbilder mit vor Ort erhobenen Daten in den Regionen Santarém und Paragominas im Osten Amazoniens. Ausgewertet wurden Satellitenbilder der vergangenen 20 Jahre Pixel für Pixel. Im Regenwald selbst wurden 225 Parzellen mit jeweils 3.000 Quadratmetern in zwei verschiedenen Regionen genauer analysiert. Insgesamt sammelten die Wissenschaftler des Projektes ECOFOR Daten von über 70.000 Bäumen und nahmen über 5.000 Bodenproben, Proben von Totholz und anderen Komponenten, die als Kohlenstofflager dienen.
Wie die Wissenschaftler dabei feststellten, kann auch die selektive Baumentnahme, abhängig davon wie sie durchgeführt wird, schwere Folgen haben. Auch wenn nur ein Baum gefällt wird, werden dadurch dennoch dutzende Bäume in seiner Nachbarschaft beeinträchtigt. Es entstehen Löcher in der geschlossenen Walddecke, wodurch mehr Sonne auf den Boden treffe, dieser trockener und anfälliger für Brände werde. Verstärkt werde der Effekt durch die Zerstückelung des Waldes aufgrund der Schaffung von Weideflächen oder Plantagen. Aber selbst wenn dort der Wald wieder nachwachen würde, so weise er aber 40 Prozent weniger eingelagerten Kohlenstoff als unberührter Urwald auf.