Die Trennung
Wie der gesamte Mittlere Westen, so hat auch Mato Grosso von der Entwicklungspolitik der 40er und 50er Jahre, sowie der Jahre nationaler Integration (1970) profitiert. Erstere basiert hauptsächlich auf dem Bau der neuen Landeshauptstadt Brasília, während mit der zweiten die grossen landwirtschaftlichen und extrativistischen Projekte gemeint sind, ausserdem die Investitionen in Infrastruktur, Strassen und Wasserkraftwerke.
Mit diesen Ressourcen wuchs die Wirtschaft und lockte Tausende Einwanderer an. Die Bevölkerung stieg sprunghaft an von 430.000 auf 1,6 Millionen zwischen 1940 und 1970. Die Landesregierung beschliesst 1977 eine Teilung des Staates, indem sie Schwierigkeiten bei der Entwicklung der Region wegen ihrer enormen Ausdehnung und Diversifikation anführt. Der Norden – ärmer, erhalten nur von Landwirtschaft und extensiver Viehzucht, und mit grossen Grundbesitz-Problemen – verbleibt als “Bundesstaat Mato Grosso“. Im Süden – in wirtschaftlicher Blüte und mit der grösseren Bevölkerungsdichte – schuf man den “Bundesstaat Mato Grosso do Sul“.
Aus der Wirtschaft
Als drittgrösster Bundesstaat Brasiliens wurde Mato Grosso in den 90er Jahren zu einem bedeutenden Emigrationspol. Die Entwicklung der Agrarindustrie kurbelte das Wachstum der Wirtschaft in einem Rhythmus an, welcher über allen anderen Bundesstaaten steht. Zwischen 1990 und 1996 erhöhte sich das Bruttosozialprodukt in Mato Grosso um fast 4%, während das restliche Brasilien zur gleichen Zeit nur eine Steigerung um 2,8% erwirtschaftete.
Eins der Motive ist die Politik der Steuererleichterungen, die von der Landesregierung betrieben wurde: Bis im Jahr 2003 zahlten Unternehmen, die sich in Mato Grosso niederliessen, nur 25% der üblichen Einkommenssteuer – und der Staat parzelliert ihnen die Umsatzsteuer (ICMS) auf einen Zeitraum bis zu 30 Jahren. Was den landwirtschaftlichen Sektor betrifft, so bekommen die Baumwoll-Produzenten seit 1997 einen Rabatt von 75% auf ihre Umsatzsteuer, was dazu beiträgt, dass Mato Grosso die Baumwollproduktion mit 41% der brasilianischen Gesamtproduktion anführt.
Mehr als zwanzig Jahre nach der Teilung in zwei Bundesstaaten, präsentiert sich Mato Grosso, der damals ärmere Teil, ein expressives Wachstum. Die bedeutendste Wirtschaftsmacht geht von seiner Agrarindustrie aus, deren Wachstum von Rekordernten der Soja- und der Baumwollproduktion demonstriert wird. Seit der Staatenteilung hat die bepflanzte Fläche ihre Produktion um das Vierfache erhöht – 760%.
Die mittlere Produktivität der Soja liegt bei 2.800 kg pro Hektar – wertgleich mit der Produktion Nordamerikas, und 20% höher als der restliche brasilianische Durchschnitt. Die landwirtschaftliche Explosion multiplizierte die Zahl der Städte: Zur Zeit der Staatenteilung hatte der Norden 38 Munizipien – heute hat er 130. Die Mehrzahl der Einwohner jener Orte im Interior kam aus dem brasilianischen Süden und hat ihre Gewohnheiten beibehalten, wie den “Chimarrão“ (grüner Mate) und den “Churrasco“ (Fleischgrill). In der Hauptstadt Cuiabá überwiegt die Kultur der “Pantaneiros“ (Bewohner des Pantanal), obwohl mindestens die Hälfte ihrer 500.000 Bürger aus “Forasteiros“ (Fremden) besteht.
Der Abtransport der landwirtschaftlichen Produktion wird von den Zügen der “Ferronorte“ abgewickelt, deren erste Schienenroute im August 2000 eingeweiht wurde – des Weiteren mittels vier Wasserstrassen, welche den Transport der Ernten um 40% verbilligen.
Zwischen 2003 und 2004 erlebte der Bundesstaat das zweitgrösste Wirtschaftswachstum Brasiliens, hinter dem Bundesstaat Amazonas, mit einem Wachstum des Bruttosozialprodukts um 10,3%. Die Landwirtschaft ist weiterhin die grösste Antriebskraft von Mato Grosso – der Bundesstaat steht weiterhin an erster Stelle in der Baumwoll- und Sojaproduktion des Landes (35% der brasilianischen Gesamtproduktion). Das Munizip von Sorriso besitzt die grösste mit Soja bepflanzte Fläche der Welt, mit 578.000 Hektar (2005).
Die Rinderherde Mato Grossos ist gegenwärtig die grösste des Landes, mit rund 26,1 Millionen Stück (2009). Sie konzentriert sich im Norden und Südosten des Bundesstaates, und die Haltung der Tiere ist von gutem technologischem Standard.
Anmerkung:
Wir haben ganz unterschiedliche wissenschaftliche und offizielle staatliche Quellen konsultiert. Daraus erklären sich die teilweise von einander abweichenden Zahlenangaben.