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Wirtschaftsexperten errechnen Wert des Amazonas-Regenwaldes

Veröffentlicht am 15. Januar 2019 - 19:19h unter Aktuelles aus Brasilien

Wieviel ist der Amazonas-Regenwald wert? Wissenschaftler sagen, dass die vom Amazonas-Regenwald geleisteten „Umweltdienste“ jährlich etwa 3.500 Reais (umgerechnet derzeit etwa 830 Euro) pro Hektar und Jahr entsprechen.

Regenwald Mamuru – Foto: Ascom-Ideflor/FotosPublicas

Nicht mit eingerechnet sind darin mit dem Öko-Tourismus erzielte Erlöse. Auch Einkommen durch den Extrativismus, wie die Ernte von Nüssen, Palmfrüchten oder Material für das Artesanato (Kunsthandwerk) sind nicht in die Kalkulation eingeflossen.

Das Ergebnis zeigt dennoch, dass der Amazonas-Regenwald wesentlich mehr wert ist, wenn er steht, als wenn er abgeholzt wird, um der Land- und Rinderwirtschaft Platz zu machen, wie es der Wirtschaftsexperte Professor der Universität PUC in Rio de Janeiro Bernardo Strassburg ausdrückt.

Mit der Rinderhaltung würde ein Hektar zerstörter Regenwald im Jahr lediglich 100 Reais (etwa 24 Euro) einbringen. Mit Soja wären es nach Strassburg zwischen 500 und 1000 Reais (etwa 119 bis 238 Euro).

Wie enorm wichtig der Erhalt des Amazonas-Regenwaldes für Brasilien ist, wird durch die Kombination mit anderen Studien ersichtlich. Eine 2018 im Wissenschaftsmagazin veröffentlichte Studie zeigt, dass der Regenwald sich nicht mehr regenerieren könnte, wenn 20 bis 25 Prozent seiner Fläche abgeholzt sind.

Dann könnte er zu einer Savanne und schließlich einer Halbwüste degradieren. Laut dem Raumforschungsinstitut Inpe sind bereits 18 Prozent Amazonas-Regenwald verschwunden.

Ein Umkippen Amazoniens hätte indes nicht nur aus Sicht der Artenvielfalt, der Ökologie und des Klimaschutzes extreme Folgen, sondern würde sich auch direkt auf die Wirtschaft des südamerikanischen Landes auswirken. Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Brasiliens ist die intensive Landwirtschaft. Die benötigt den Amazonas-Regenwald, der unter anderem für Niederschläge sorgt.

Nach Schätzungen des Amazonasforschungsinstitutes Inpa beherbergt der Regenwald über 600 Millionen Bäume. Jeder einzelne von ihnen kann täglich bis zu drei Hektoliter Wasser aufnehmen, die durch die Evapotranspiration wieder in die Atmosphäre gelangen und dann im zentralen Westen, Südosten und Süden Brasiliens abregnen.

Ganz abgesehen vom Artenreichtum, dem ökologischen Gleichgewicht und dem Klimaschutz würde es laut Strassburg deshalb schon allein aus der Sicht der Landwirtschaft Brasiliens keinerlei Sinn ergeben, weiterhin abzuholzen oder Kahlschläge zuzulassen.

Schwierig dürfte es indes sein, die mächtige Agrolobby und die neue Regierung des Landes davon zu überzeugen. Dass Präsident Jair Bolsonaro nicht viel vom Umwelt- und Regenwaldschutz hält, hat er während des Wahlkampfes und durch die Weichenstellung seiner am 1. Januar 2019 angetretenen Regierung mehrfach deutlich gemacht.

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