Der Pegel des Rio Negro bei Manaus hat sich in den vergangen 24 Stunden nicht weiter erhöht und stand am Mittwoch (30.) bei 29,97 Metern knapp unter der magischen Marke von 30 Metern. In den Tagen zuvor war der mächtige Amazonas-Zufluss noch täglich um rund einen Zentimeter angestiegen. Experten schliessen jedoch einen weiteren Anstieg um bis zu 15 Zentimetern nicht aus, da normalerweise der Rio Negro seinen jährlichen Höchststand erst Mitte Juni erreicht.
Die Situation in der Metropole inmitten des Regenwaldes ist jedoch weiter kritisch. Zahlreiche Straßen im Zentrum stehen unter Wasser, Geschäfte sind geschlossen, Fußgänger kommen nur über Behelfsstege weiter. Auch den Touristen macht die Jahrhundertflut einen Strich durch die Rechnung. Unter anderem ist der im Hafengebiet ansässige und für seine Fotomotive berühmte Bananen- und Fischmarkt wegen Überflutung geschlossen. Reiseveranstalter fürchten bereits eine Zunahmen von Stornierungen und Umbuchungen. Viele nationale und internationale Touristen könnten es auch aufgrund der Schwierigkeiten bei der Beschiffbarkeit des Flusses vorziehen, ihre Urlaubstage an den Stränden im Nordosten oder Südosten des Landes zu verbringen. Dort könne man z.B. viel gemütlicher in einem Spa Hotel entspannen, anstelle in einer überfluteten Anlage im Dschungel festzusitzen.
Neben den abgelegenen Häusern entlang der Flüsse kämpfen auch dutzende Gemeinden im Hinterland derzeit mit den Wassermassen von Rio Negro, Rio Solimões oder anderen wichtigen Amazonas-Zuflüssen. Laut dem Zivilschutz sind mittlerweile 80.635 Familien im ganzen Bundesstaat direkt vom Hochwasser betroffen. Das brasilianische geologische Institut CPRM will am Donnerstag eine dritte und für diese Saison vorerst letzte Warnmeldung mit einer Prognose für die kommenden 14 Tage herausgeben. Am Mittwoch hatte die Wetterstationen 33,2 Millimetern neuerliche starke Regenfälle in der Region registriert.