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Regenwaldzerstörung nimmt weiter zu – Experten fordern automatische Ahndung

Veröffentlicht am 23. Juni 2021 - 11:01h unter Aktuelles aus Brasilien

Im vergangenen Jahr sind im Amazonas-Regenwald Brasiliens pro Stunde 96 Hektar abgeholzt worden. Am Ende eines Tages hat der Regenwald damit eine Fläche von 2.309 Hektar verloren, am Ende des Jahres waren es 842.983 Hektar, wie aus dem Jahresbericht über Rodungen der Organisation MapBiomas hervorgeht.

Regenwald Abholzung geht weiter – Foto: Ascom/Semas

MapBiomas ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern, Forschungseinrichtungen und Organisationen, das sich das Monitorieren der Biome zum Ziel gesetzt hat. Der von MapBiomas nun vorgelegte Bericht Relatório Anual do Desmatamento 2020 zeigt, dass in dem Pandemie-Jahr um 9 Prozent mehr abgeholzt wurde als 2019.

An einer Überwachung und Technik zur Unterstützung des Monitorings mangelt es indes nicht. Zwischen Januar und Dezember 2020 sind für Brasilien 74.218 Warnungen zu Kahlschlägen ausgestellt und an die Umweltbehörden des Landes gemeldet worden.

Die Mehrheit davon haben den Amazonas-Regenwald betroffen. Das Echo auf die Warnungen ist allerdings gering. Nur einem Bruchteil wird nachgegangen, um die per Satellitenbilder gesichteten Rodungen zu stoppen.

Spitzenreiter bei Rodungen und Warnungen ist der brasilianische Bundesstaat Pará. Dort ist die Umweltbehörde Ibama allerdings nur einem Prozent der Warnungen nachgegangen.

Erschwert werden die Kontrollen durch die Größe des Gebietes und die Unterbesetzung bei den Umweltbehörden. Ein Einschreiten wäre laut Tasso Azevedo von MapBiomas trotzdem möglich. In mehr als zwei Dritteln der Fälle können anhand des landwirtschaftlichen Kadasters CAR die Verantwortlichen für die Rodungen ermittelt werden, so Azevedo.

Belege gibt es durch einen Vorher-Nachher-Vergleich der Satellitenbilder. Azevedo setzt sich deshalb für eine automatische Ferninspektion und Strafzettelausstellung ein, ähnlich wie dies im Straßenverkehr passiert, wenn eine rote Ampel überfahren wird. Bußgeldbescheid und Embargo könnten automatisch erfolgen, so Azevedo, und damit das Gefühl der Straflosigkeit beseitigt werden.

Die Behörden Brasiliens sind jedoch dagegen. Im Kongress wird derzeit zudem ein neues Landgesetz diskutiert, mit dem die illegale Inbesitznahme öffentlicher Flächen im Nachhinein legalisiert werden soll.

Währenddessen nehmen die Rodungen weiter zu. In den vergangenen drei Monaten wurden im Vergleich zu den Vorjahren weitere traurige Rekorde registriert. Nach Angaben des Raumforschungsinstitutes Inpe haben die Kahlschläge im brasilianischen Amazonas-Regenwald in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zu 2020 um 25 Prozent zugenommen.

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