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Goeldi-Museum entdeckt 169 neue Tier- und Pflanzenarten im Amazonien

Veröffentlicht am 28. Februar 2014 - 19:06h unter Aktuelles aus Brasilien

spinnentier-amazonasDie Artenvielfalt Amazoniens ist längst noch nicht vollends erforscht. In den vergangenen vier Jahren haben dort Wissenschaftler des im Bundesstaat Pará liegenden Museums Emílio Goeldi 169 bis dato unbekannte Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Damit nicht genug. Weitere Neuentdeckungen sind zu erwarten. Die Forscher gehen sogar davon aus, dass sich allein bei den Vögeln die Zahl der bekannten Arten bis 2050 noch verdoppeln wird. Das Emílio Goeldi Museum spielt dabei eine wichtige Rolle bei der Erforschung der Biodiversität des Amazonasgebietes.

Die vom Emílio Goeldi Museum präsentierten Zahlen sind beeindruckend. Vor allem ist die hohe Zahl der Neuentdeckungen auf neue Untersuchungsmethoden und einer verstärkten Feldarbeit zurückzuführen. So gelang es den Forschern der Institution unter anderem mit Hilfe genetischer Untersuchungen, 155 neue Tierarten zu klassifizieren sowie 14 Pflanzenarten.

Der Hauptteil der erstmals wissenschaftlich beschriebenen Arten geht auf das Konto der Arachniden, der Spinnentiere. Katalogisiert wurden 112 neue Spinnenarten. Möglich war dies durch die Teilnahme an dem internationalen Projekt Planetary Biodiversity Inventory (PBI). Ein Projekt, an dem weltweit Wissenschaftler der verschiedensten Institutionen via Datenaustausch per Internet zusammen arbeiten.

Entdeckt wurden darüber hinaus zwölf weitere Fischarten, zehn verschiedene Arten von Amphibien und sechs Reptilienarten. Bei den Insekten, ein riesiger Bereich, der bisher kaum erforscht ist, wiesen die Museums-Mitarbeiter vier neue Fliegenarten nach. Bei den Pflanzena wurden 13 neue Arten verbucht, die zu den Angiospermen, den Bedecktsamern zählen, einer Gruppe, zu der die meisten Blütenpflanzen gehören. Dabei war zudem eine Laubmoosart.

Große Überraschung waren neue Primatenarten

Als große Entdeckung entpuppte sich ein kleiner Affe. Er erhielt den wissenschaftlichen Namen Mico rondoni und ist ein Verwandter der kleinen Seidennäffchen. Bisher war angenommen worden, dass es sich um einen Mico emiliae handelt, der im Bundesstaat Pará vorkommt. Nach Untersuchungen und Vergleichen der Genetik, der Verhaltensweise und Ökologie sowie molekularen Studien stellten die Goeldi-Forscher allerdings fest, dass es sich um eine eigenständige Art handelt, die nur im Amazonasgebiet des Bundesstaates Rondonia vorkommt.

Der Mico rondoni ist nicht der einzige Primat, mit dem sich die Wissenschaftler des Emílio Goeldi Museums beschäftigen. Die Untersuchungen von weiteren Säugetieren sind bereits in der Endphase. Ein Beispiel ist der Affe Zogue-zogue-rabo-de-fogo. Veröffentlichungen über ihn und andere “neue” Primatenarten sind in Kürze zu erwarten.

Bei den Vögeln sieht es ähnlich aus. Schon jetzt steht Brasilien an zweiter Stelle was die Biodiversität bei den Vögeln betrifft. Bekannt sind bisher 1840 verschiedene Vogelarten. Viele von ihnen kommen nur endemisch vor, nur in einem ganz bestimmten, eng begrenzten Gebiet. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Nummer der bekannten Vogelarten bis 2050 noch verdoppeln wird. Allein im vergangenen Jahr wurden im Handbook of the Bird of the World 15 neue Vogelarten präsentiert, 14 von ihnen sammelten die Goeldi-Forscher im Amazonasgebiet, acht haben sie bereits klassifiziert unter anderem mit Hilfe von genetischen Studien. Auch hier sind zwei weitere Neuentdeckungen zu erwarten, die in dem bedrohten Schutzgebiet Reserva Biológica (REBIO) do Gurupi im Bundesstaat Maranhão gefunden wurden.

Die Experten des Emílio Goeldi Museums gehen davon aus, dass die Verteilung der Arten im Amazonasgebiet keineswegs zufällig ist. Vielmehr verweisen sie darauf, dass entlang der großen Flüsse auf den gegenüber liegenden Uferseiten jeweils verschiedene Arten und Unterarten vorkommen. Im Laufe der Zeit habe der Fluss seinen Verlauf geändert und so Populationen voneinander abgeschnitten, die vormals ein gemeinsames Gebiet besiedelten. Voneinander getrennt und ohne Möglichkeit eines Genaustausches untereinander sei es dann zu einer eigenständigen Entwicklung der jeweiligen Population gekommen und somit zu neuen Arten, so der Erklärungsversuch. Aber auch entlang kleiner Flüsse und sogar in bereits stark beeinträchtigten und verinselten Waldflächen wurden und werden immer wieder neue Arten entdeckt. Das zeigt, dass die Verteilung und Vielfalt der Arten wesentlich komplexer ist als bisher angenommen. Für die Forscher des Emílio Goeldi Museums bleibt somit noch einiges zu tun, um das Geheimnis der Artenverteilung im Amazonasgebiet aufzudecken.

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