Im Dorf Vila do Tonhão im brasilianischen Bundesstaat Pará fand dieser Tage das größte Treffen von Kleinbauern und Sammlern (Extrativistas) statt, das “Chamado da Floresta” (Der Ruf des Waldes). Tausend Vertreter von Ministerien, Regierungen, Verbänden wie dem Bundesverband der Extrativistas (CNS), Organisationen wie der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) sowie Extrativistas diskutierten dabei, wie die Lebensbedingungen der Menschen, die im und vom Regenwald leben, verbessert werden können.
Das Dorf gehört zum Gemeindegebiet von Melgaço und liegt auf einer der vielen Inseln des riesigen Flussdeltas des Amazonas. Es ist eine typische Ansiedlung von “Ribeirinhos”. Dies sind Familien, die an den Ufern entlang von Flüssen leben. Die Häuser befinden sich dabei häufig als Stelzbauten im Wasser und sind nur per Boot zu erreichen. Laut Statistischen Bundesamt (IBGE) ist Melgaço die ärmste Gemeinde Brasiliens.
Extrativistas leben von einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Regenwaldes, wie beispielsweise durch die Gewinnung von Palmfrüchten oder dem Bioanbau von Gemüse im Wald. Einer der weltweit berühmtesten Extrativistas war Chico Mendes, der gegen die großen Ausbeuter des Amazonasgebietes kämpfte und sich für die Rechte der Menschen einsetzte, die dort leben. Er wurde vor 25 Jahren umgebracht. Geändert hat sich seitdem zwar Einiges, aber es mangelt immer noch an Vielem.
Vor allem in den abgelegeneren und schwer zu erreichenden Gebieten gibt es nach wie vor keinen Strom. Gefordert wurde bei dem Treffen deshalb, das Bundesprogramm “Strom für Alle” (Luz para Todos) umzusetzen. Auch das Programm “Minha Casa, minha Vida”, mit dem der Bund kostengünstige Häuser finanziert, soll nach Willen der Diskussionsteilnehmer bessere Lebensbedingungen für die ärmere Bevölkerungsschichten im Amazonasgebiet schaffen. Auf dem Aktionsplan landeten desweiteren Punkte wie die Forderung, mehr Schutzreservate für Extrativistas auszuweisen.
Als konkrete Ergebnisse konnten die Diskussionsteilnehmer unter anderem die Zusage des Umweltministeriums verzeichnen, Pflege- und Managementpläne für die Reservate zu erstellen, dies auch um den Extrativistas einen besseren Schutz gegen illegale Holzausbeuter zu bieten. Von der Bundesregierung wurden desweiteren Investitionen in Höhe von umgerechnet etwa 65 Millionen Euro zugesichert. Beschlossen wurde auch, eine Arbeitsgruppe zu gründen, welche die Umsetzung der Forderungen des Aktionsplanes kritisch begleiten und überwachen soll.