Großbauprojekte wie Wasserkraftwerke und Straßen treiben in der brasilianischen Amazonas-Region die illegalen Kahlschläge wieder in die Höhe. Gestützt auf Satellitenbilder hat das Institut Imazon im Juni die Vernichtung von 972 Quadratkilometern des größten Regenwaldes der Welt registriert, 97 Prozent mehr als im gleichen Monat 2015.
Vor allem im Bundesstaat Pará, wo derzeit das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt entsteht, schlagen geldgierige Kriminelle skrupellos Schneisen in den Regenwald. In Pará wurde etwa die Hälfte aller Kahlschläge verzeichnet, mit Schwerpunkt im Munizip Altamira, das wegen des Baus des Wasserkraftwerkes Belo Monte in den vergangenen Jahren einen extremen Bevölkerungszuwachs erlebt hat. Vom Bau des gigantischen Stromproduzenten angezogen wurden ebenso Spekulanten und die Holzmafia.
Vernichtet wurde der Regenwald ebenso entlang und in der Umgebung von öffentlichen Straßen und anderen Bauprojekten in anderen Bundesstaaten Brasiliens. Etwa 27 Prozent der zerstörten Regenwaldflächen liegen im Bundesstaat Amazonas. Auf Mato Grosso entfallen zwölf Prozent.
Betroffen von den illegalen Machenschaften sind jedoch nicht nur öffentliche Flächen. Der größte Teil der Abholzungen hat dieses Mal auf Privatbesitz stattgefunden. Laut Gesetz müssten in der Amazonas-Region eigentlich 80 Prozent der ländlichen Flächen der Natur überlassen werden.
Allerdings sind nach den Imazon-Daten 51 Prozent der Kahlschläge auf Privatflächen erfolgt. Die Schutzgebiete wie Nationalparks stehen mit 25 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von den Flächen der Agrarreform (23 Prozent). Indio-Territorien sind mit einem Prozent betroffen.
Für die kommenden Monate befürchten die Forscher ein weiteres Schwinden des Amazonas-Regenwaldes. Wegen der momentanen Trockenperiode wird von einer erhöhten Zahl an Bränden ausgegangen, die sich vor allem in degradierten Waldbereichen schnell ausbreiten können.
Keine Stellungnahme zu den Daten des Institutes Imazon gibt es von der Umweltbehörde Ibama. Die beruft sich auf Studien des Raumforschungsinstitutes Inpe, die allerdings nur noch vierteljährlich veröffentlicht werden.