In vielen Bereichen entlang des über 3.000 Kilometer langen Flusses Rio Madeira stehen seit Wochen Siedlungen und Land unter Wasser. Betroffen ist vor allem der brasilianische Bundesstaat Rondônia und der Osten Boliviens. Aber auch in den Bundesstaaten Amazonas und Acre sind die Menschen von dem historischen Hochwasser betroffen.
In Porto Velho, der Hauptstadt des Bundesstaates Rondônia, liegt der Wasserspeigel bei 19,5 Metern, der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1967. Fast alle Distrikte des Munizips sind überschwemmt, gleiches gilt für etliche Stadtteile. In der Region sind bereits 20.000 Männer, Frauen und Kinder obdachlos. Besonders prekär ist die Situation für die Familien, die fernab der Städte in kleinen Siedlungen leben. Viele von ihnen sind von der Umwelt abgeschnitten.
Auch im Bundesstaat Amazonas leiden die Menschen unter den andauernden Überschwemmungen. Die 46.000 Einwohner zählende Stadt Humaitá im Amazonas ist bereits zu gut 40 Prozent überschwemmt. Durchfallerkrankungen durch die schlechte Trinkwasserversorgung breiten sich bereits aus. Im Bundesstaat kommt ein weiteres Problem hinzu. Dort wird die Bestückung der Supermärkte immer schwieriger, da die Hauptverbindungsstraße BR-364 streckenweise bis zu 1,40 Meter unter Wasser steht.
Stark betroffen ist ebenso der extreme Osten Boliviens. Dort hat sich der Fluss Mamoré aufgestaut, der im brasilianischen Rondonia in den Fluss Madeira mündet. Über 70 Menschen kamen durch das Hochwasser dort bereits ums Leben.
Schon vor zehn Tagen hat Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff das Überschwemmungsgebiet überflogen, um sich ein Bild von der Katastrophe zu machen. Etliche Schiffe, Soldaten, Feuerwehrleute, Nahrungsmittel und Medikamente wurden in das riesige Katastrophengebiet entsendet. Im Einsatz ist ebenso ein schwimmendes Krankenhaus, ein Boot, das mit einer Notaufnahme und Ärzten bestückt ist.
Per Gerichtsbeschluss zur Hilfe verpflichtet wurden auch die beiden umstrittenen Wasserkraftwerke Jirau und Santo Antônio, mit deren Bau 2008 begonnen wurde. Kritiker aus Brasilien und Bolivien machen sie zum Teil für die extremen Ausmaße des Hochwassers verantwortlich, da die Flüsse durch die Stauwerke immer mehr versanden. Präsidentin Rousseff hält einen Beitrag der Wasserkraftwerke indes für gering, hat jedoch eine Studie in diesem Zusammenhang angekündigt.