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Pflanzen aus Amazonien für die Kosmetikindustrie

Veröffentlicht am 20. Januar 2014 - 19:55h unter Aktuelles aus Brasilien

Landwirtschaftliche Kommunen im Bundesstaat Amazonas entnehmen dem Copaíba-Baum (Copaifera multijuga) ein wertvolles Öl, das therapeutische Eigenschaften besitzt und inzwischen auch in der Kosmetik-Industrie zunehmend Verwendung findet. Dieser Reichtum der Natur hilft vielen Brasilianern, ihren Lebensstandard zu verbessern.

Der Ausflug zur Ernte der Öle des Waldes beginnt an einem der schönsten Orte Amazoniens, im Munizip von Santarém, im Bundesstaat Pará. Der Markt dieser Stadt ist täglich geöffnet und lockt tausende Händler und Geschäftemacher an, die aus allen Ecken der Region herbeiströmen. Weil sich dieser Markt an einem strategischen Punkt befindet, an der Mündung des Rio Tapajós in den Amazonas, ist er einer der bestbesuchten und bestückten Märkte ganz Amazoniens.

Unter seinen begehrtesten Produkten sind die so genannten “Öle des Regenwaldes“. Die Kunde von diesem Reichtum der Natur hat sich im Verlauf der letzten Jahre auch unter den Grossaufkäufern herumgesprochen. Inzwischen verwenden Industrieunternehmen diese Baumsäfte als Ingredienzien für Parfüms, Shampoos, Seifen und Feuchtigkeitscremes.

CopaíbaDiese neue Phase des internationalen Interesses an Produkten Amazoniens hat den Impuls für eine Reihe von Projekten ausgelöst, welche die Lebensqualität tausender Familien dieser Region verbessert haben. Im Munizip von Manicoré, im Bundesstaat Amazonas, widmet sich eine landwirtschaftliche Kommune exklusiv der Gewinnung des Copaíba-Öls. Die Kommune besteht aus 140 Familien so genannter “Ribeirinhos“, die in kleinen Gruppen am Flussufer wohnen. Ihre wichtigste Einnahmequelle ist der Extraktivismus: die erhaltende Nutzung der Ressourcen des Regenwaldes. Dabei haben sich diese Leute in den letzten Jahren zunehmend auf die Extraktion von Copaíba-Öl spezialisiert. Dieses Öl kann man während des ganzen Jahres “abzapfen“ – die Bäume findet man tief im dichten Regenwald.

Das Handwerk ist nicht gerade einfach und manchmal sogar gefährlich, denn im dichten Dschungel lauern allerhand Gefahren auf die in der Regel nur leicht bekleideten, barfüssigen Ölzapfer. Von den Copaíba-Bäumen gibt es unterschiedliche Arten in Brasilien. In Amazonien ist die “Copaifera multijuga” am häufigsten – dort auch bekannt als “Copal” oder “Pau de óleo“ (Ölholz). Das Produkt enthält zahlreiche wertvolle Substanzen und ist besonders effizient zur Bekämpfung von Bakterien. Deshalb wird es der Fabrikation von Seifen, Shampoos, Cremes und Parfüms zugesetzt.

Die Entnahme, mit entsprechender Umsicht gehandhabt, schadet dem Baum nicht. Innerhalb eines Jahres hat er das abgezapfte Ölvolumen wieder ergänzt. Nach der Entnahme verschliessen die Zapfer das Zapfloch mit einem Holzpflöckchen. An einem Tag im Wald können sie das Öl von 15 bis 20 Copaíba-Bäumen auf diese Weise ernten.

Obwohl diese Arbeit bereits eine gewisse Tradition unter den Bewohnern des Waldes hat, hat sie sich erst in den letzten Jahren zu einer guten Einnahmequelle entwickelt. Deshalb gründeten die Flussbewohner eine Kooperative und unterzeichneten einen Vertrag mit einem Kosmetikunternehmen, das nun ihr Copaíba-Öl regelmässig aufkauft. Gegenwärtig wird die gesamte Ölproduktion in einer Lagerhalle der Kooperative gesammelt. Wenn jemand seine Ernte bringt, wird das Öl gewogen, gesiebt und das Geld sofort vor Ort in bar ausgezahlt.

Markt5

Von allen Spezies Amazoniens ist der Baum “Pau-rosa” (Aniba rosaeadora Ducke) für Experten der interessanteste. Dieser Baum stammt aus Gegenden dichtesten Dschungels, und wenn er ausgewachsen ist, kann er eine Höhe von dreissig Metern erreicht haben. Er gehört zur Familie “Lauraceae“ und ist ein Verwandter der Lorbeer- und Zimtbäume. Während de 20. Jahrhunderts wurde diese Spezies stark ausgebeutet zur Produktion eines aromatischen Öls, das man aus seinem zerstampften Holz gewann. Höhepunkt dieser Aktivität war in den 1960er Jahren. Die bedeutendsten Aufkäufer dieser Essenz waren ausländische Unternehmen, Hersteller feiner Parfüms.

Mit dem Rückgang der nativen Bevölkerung in den 1980er und 1990er Jahren, ging die Produktion des Öls aus dem Pau-Rosa-Baum stark zurück. Zu jener Zeit gewannen die Umweltgesetze zunehmend an Bedeutung, die Kontrollen nahmen zu, und Dutzende von Destillieren schlossen ihre Pforten.

Jedoch als Resultat dieses Raubbaus steht der “Pau-Rosa“ heute auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Inzwischen haben Wissenschaftler in unterschiedlichen Gegenden Amazoniens damit begonnen, seine Neupflanzung zu studieren, sowie die erhaltende Behandlung dieser Spezies.

Ein Knackpunkt ist die ökologische Produktion seines Öls, erzählt einer der Pioniere dieses Themas. “Unsere Technik konzentriert sich auf die Extraktion des Öls aus den Blättern. Man schneidet Zweige ab und presst sie in einem Bottich aus – der Baum muss nicht gefällt werden. Das kann man jedes Jahr einmal wiederholen, ohne dass der Baum dadurch spürbar geschädigt wird“.

Ein Unternehmen im Munizip von Maués, im Bundesstaat Amazonas, entwickelte eine Arbeit, die inzwischen als Referenz angesehen wird. Eine Familie produziert Öl vom “Pau-Rosa“ seit den 1950er Jahren in einer Fabrik innerhalb ihres Besitzes. Bis vor kurzem extrahierten sie das Produkt aus Stämmen und Ästen, die aus dem Wald von bewirtschafteten Arealen stammten. Auf offenen Flächen, den “Campos“, wachsen die Bäume schnell. Mit vier Jahren erreichen sie Umfang und Höhe, die bereits eine erste Extraktion erlauben. Die abgeschnittenen Zweige wachsen schnell wieder nach.

Die Blätter und trockenen Zweige werden in der Fabrik zerquetscht. Das Material läuft über Siebe und wird in Metallzylinder gestopft, die Destillation beginnt. Infolge wird das Öl vom Wasser getrennt, durchgesiebt und erscheint nun hell und rein. In einem Jahr produziert die Fabrik zirka 2.500 Liter “Pau-Rosa-Öl“ – die gesamte Produktion wird von ausländischen Firmen aufgekauft.

Aus diesem Grund glaubt der Experte an den Segen dieses nativen Baumes für viele weitere Bewohner Amazoniens. “Ich persönlich sehe darin eine ernst zu nehmende Alternative für die Menschen in Amazonien. Kleine Produzenten, die kleinere Pflanzungen des “Pau-Rosa“ anlegen – oder kleine Kommunen. Sein schnelles Wachstum, die Ernte von Blättern und Zweigen ohne Schädigung, und die einfache Fabrikation – alles zusammen kann sich als eine exzellente Alternative mit guter Rentabilität für die Produzenten erweisen“.

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