Wussten Sie, dass Amazonien dank der Latex-Exporte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein gewaltiges Pro-Kopf-Einkommen hatte?
Das Kautschuk-Zapfen machte Amazonien zur reichsten Region Brasiliens. Ende des 19. Jahrhunderts und in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts lag das Pro-Kopf-Einkommen in Amazonien und speziell in Manaus faktisch doppelt so hoch wie das der mächtigen Kaffee-Barone in den Bundesstaaten São Paulo, Rio de Janeiro, Minas Gerais und Espírito Santo. Die abgelegene Region inmitten des schier undurchdringlichen Regenwaldes wurde zum wichtigsten Wirtschaftszentrum des Landes, der Erfindung des Automobils und der damit verbundenen Nachfrage nach Gummi für die Produktion von Reifen sei Dank.
Dieser Reichtum fand allerdings ein jähes Ende, nachdem der Engländer Henry Wickham Setzlinge des Gummibaums gestohlen, seine Landsleute in ihren Kolonien in Malaysia die Bäume züchteten und das Gummi-Monopol an sich rissen. Noch heute ist Malaysia weltweit grösster Produzent von Naturkautschuk. Doch bis zu der wohl bekanntesten Bio-Piraterie in der Erdgeschichte blühte Amazonien im Luxus der alten Welt. Das in Einzelteilen herangeschaffte Amazonas-Theater, piekfeine Herren und Damen in französischen Kleidern, Prachtbauten im Kolonialstil, eine elektrifizierte Straßenbeleuchtung und eine Kanalisation machten Manaus in Brasilien einzigartig.