Als die Spanier im 16. Jahrhundert Mexiko eroberten und zum ersten Mal Kakaobohnen in den Händen hielten, war ihnen schnell klar, dass sie „braunes Gold“ entdeckt hatten. Für die Azteken war die Pflanze heilig, aus ihr wurden starke Gewürztränke zubereitet, zudem galten die Bohnen als Zahlungsmittel.
Dabei stammt die Kakaopflanze ursprünglich gar nicht aus Mittelamerika. Forscher gehen heute davon aus, dass sich der immergrüne Strauch zuerst im Amazonasgebiet ausgebreitet hat. Und genau dort soll er nun wieder verstärkt angebaut werden. Ziel ist es, den dort Menschen zukünftig eine noch nachhaltigere Existenzgrundlage zu bieten und dabei gleichzeitig die in der Vergangenheit gerodeten Flächen wieder zu neuem Leben zu erwecken.
Denn in Äquatornähe gedeiht Kakao besonders leicht und bietet so den Kleinbauern Brasiliens schon jetzt vereinzelt ein gutes Einkommen. Der Basisstoff für Schokolade ist weltweit ein begehrtes Handelsgut, den vorerwähnten Spaniern sei Dank. Durch sie gelangte das „Braune Gold“ nach Europa und ist heute aus der Küche nicht mehr wegzudenken.
Was lag da also näher als Kakao anzupflanzen und somit eine Alternative zur Viehwirtschaft zu etablieren. Denn neue Weideflächen können nur noch illegal geschaffen werden und zunehmende Kontrollen, Bußgelder und damit verbundene Verkaufsverbote machen die Produktion von Rindfleisch zumindest in einigen Regionen Brasiliens immer unattraktiver.
“Kakao bietet mittlerweile sogar mehr Gewinn als die Rinderzucht” bestätigt auch Altamiro Pereira Lorenzo. Der Landwirt hat die Entwicklung vorausgesehen und bereits vor zehn Jahren auf seinem 62 Hektar großen Grundstück in São Felix do Xingu im Bundesstaat Pará 3.000 Kakaopflanzen gesetzt.
Dort im Norden Brasiliens wurden im vergangenen Jahrzehnt 10.110 Quadratkilometer nativer amazonischer Regenwald zur Schaffung neuer Weideflächen abgeholzt – ein trauriger Rekord in Brasilien. 2 Millionen Rinder grasen nun auf dem zerstörten Terrain, wo nur dann und wann ein Baum stehen geblieben ist und noch heute verkohlte Stümpfe vom Raubbau an der Natur erzählen.
Einzige Lichtblicke sind mittlerweile die Kakaoplantagen, die nach und nach die Graslandschaften ersetzen und durch die Wurzelbildung auch die Erosion vermindern. Die Kakaoernte selbst ist in São Felix von 2005 mit 350 Tonnen auf 1.500 Tonnen in 2010 deutlich angestiegen.
Auch andere Gemeinden im Amazonasgebiet Brasiliens verfolgen diesen Weg. Insgesamt konnten dadurch im vergangenen Jahr alleine im Bundesstaat Pará 63.739 Tonnen Kakao geerntet werden – knapp ein Viertel der Gesamtproduktion Brasiliens. Spitzenreiter im Kakaoanbau ist im größten Land Südamerikas jedoch weiterhin der Bundesstaat Bahia mit 154.634 Tonnen und 62,3 Prozent der Gesamtproduktion Brasiliens.
Warum gerade Umweltschützer den Kakaoanbau befürworten, liegt auf der Hand. Die Pflanze liebt den Schatten und wird daher inmitten der nativen Waldgebiete angepflanzt. Und wo vorher eine Weidefläche ein trostloses Bild abgab, darf sich nun der Regenwald wieder ausbreiten und den Strauch vor zu viel Sonne schützen. Monokulturen gibt es daher nicht, vielmehr wird die Wiederaufforstung des amazonischen Waldgebietes zum wichtigen Bestandteil für einen guten Ernteertrag.
„Die klimatischen Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit sind für den Kakao geeignet. Ausserdem haben Studien gezeigt, dass der in der Nähe des Äquators angepflanzte Kakao authentischer ist und daher von der Industrie mehr geschätzt wird“ ist in einer Studie des „Instituts für Mensch und Umwelt in Amazonien“ (Imazon) nachzulesen. Die Entwicklungs-Experten haben nun sogar sämtliche notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet, um die nachhaltige Produktion von Kakao in Amazonien zertifizieren zu lassen.