Der Amazonas-Regenwald verliert seine Kapazität dem Klimawandel entgegenzuwirken. Bisher galt der größte tropische Regenwald der Welt als ein wichtiger Kohlendioxidspeicher. Wegen der Abholzungen fällt die CO²-Bilanz mittlerweile aber neutral aus, das heißt, die Menge der von ihm aufgenommenen klimaschädlichen Treibhausgasen entspricht in etwa der gleichen Menge, die er an die Atmosphäre wieder abgibt.
Das war nicht immer so. Noch vor zehn bis 20 Jahren hat der Amazonas-Regenwald jährlich etwa eine halbe Tonne Kohlenstoff der Atmosphäre entzogen und in Biomasse gespeichert. Dieser „Umweltdienst“ läuft jetzt indes auf Null zu.
Präsentiert wurde die erschreckende Bilanz beim Seminar “Wissenschaftliche, soziale und wirtschaftliche Dimensionen der Entwicklung Amazoniens“, das am Amazonas-Forschungsinstitut Inpa stattgefunden hat.
Die vorgestellten Studien zeigen, dass die Amazonasregion für das Weltklime eine äußerst kritische Rolle spielt. Der gigantische Regenwald kontrolliert unter anderem die Wasserzyklen und das Niederschlagsregime der Region und ebenso Südbrasiliens. Die haben sich bereits verändert.
Registriert wurde bereits eine Zunahme der Extreme. Nach Studien verlängern sich die Trockenperioden Amazoniens alle zehn Jahre um fünf Tage. Ausgegangen wird auch davon, dass die Durchschnittstemperatur Zentral-Amazoniens bis 2050 um bis zu fünf Grad ansteigt.
Laut Seminarkoordenator und Universitätsprofessor Paulo Artaxo könnte die Freisetzung von Kohlenstoffen durch den Amazonas-Regenwald zwei bis drei Prozent betragen, was den Treibhauseffekt enorm erhöhen würde. Befürchtet werden dadurch ebenso Auswirkungen auf die Sozial- und Weltwirtschaft.
Noch hoffen die Wissenschaftler und Experten auf ein Umdenken und eine Verringerung der Treibhausgas-Emissionen. Durch eine Senkung und eine Verringerung der Kahlschläge könnte der Regenwald wieder zur “Reinigung“ der Atmosphäre beitragen.
Notwendig wäre dazu neben dem Einhalten der bei der Klimakonferenz eingegangenen Kompromisse eine stärkere Investition in nachhaltige Systeme, so die Wissenschaftler.
Deren Arbeiten werden derzeit nicht nur in Brasilien vorgestellt. Im September sollen sie ebenso in Washington der Weltbank und dem Amazonas-Fonds präsentiert werden.