Im Amazonasgebiet Brasiliens kommen gut 20 verschiedene Schildkrötenarten vor. Die Amazonas-Schildkröte (Podocnemis expansa) ist eine von ihnen und momentan am meisten von allen gefährdet. Zwar wurden bereits Schutzmaßnahmen und Programme zur Wiederansiedlung längst eingeleitet, dass seltene Tier ist jedoch laut den Wissenschaftlern des brasilianischen Forschungsinstitutes Amazoniens Inpa auch weiterhin akut vom Aussterben bedroht.

Bedroht ist das gepanzerte Tier vor allem durch den Menschen mit seinen wirtschaftlichen Interessen. Obwohl die Jagd der Tiere verboten ist, werden sie dennoch illegal gefangen und verkauft. Verzichten müssen die Gourmets indes nicht auf die Schildkrötensuppe. Mittlerweile gibt es etliche Fazendas, die sich unter strengen Auflagen der Umweltbehörden auf die Zucht der Tiere spezialisiert haben. Die Einrichtung solcher Anlagen wird zudem gefördert, um den illegalen Handel auszuschalten und zu vermeiden, dass vor allem die weiblichen Tiere, die bis zu 80 Jahre alt werden können, im Kochtopf landen.

Beim Schutz der „Quelônios“, wie die Reptilien in Brasilien genannt werden, geht es nicht nur darum, die Schildkröte in ihrem natürlichen Umfeld zu erhalten. Vielmehr ist ihr Schutz ebenso für viele andere Tierarten des Amazonas-Regenwaldes von großer Bedeutung. Sie spielt beispielsweise eine wichtige Rolle im Nahrungskreislauf. Ihre Eier und auch die Jungen dienen vielen anderen Tieren als Proteinquelle und Nahrung, wie etwa dem Otter, Riesenotter, Kaiman sowie verschiedenen Vogelarten und auch vielen Fischen.

Nach Angaben von Richard Vogt, Wissenschaftler am Forschungsinstitut Inpa, gibt es im Schutzgebiet Reserva Mamirauá im Gemeindegebiet von Tefé nur noch 25 Schildkrötenweibchen, die Eier legen. Vogt gilt als Spezialist der Quelônios Amazoniens und soll am 9. August in Orlando (USA) für seinen Einsatz den Behler-Preis zum Schutz der Schildkröten erhalten.