Allein in Brasilien hat der Amazonas-Regenwald zwischen August 2020 und Juli 2021 13.235 Quadratkilometer Wald verloren. Wird von 600 Bäumen pro Hektar ausgegangen, entspricht das über 794 Millionen Bäume, die in nur zwölf Monaten gefällt wurden oder 1.511 Bäumen, die pro Minute geschlagen wurden.
Die Daten stammen vom brasilianischen Raumforschungsinstitut Inpe, das für seine Berechnungen über das System Prodes Satellitenbilder ausgewertet hat. Sie bestätigen einen sprunghaften Anstieg der Rodungen, seit dem Amtsantritt des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro im Jahr 2019.
Schon 2020 registrierte Inpe mit 10.851 Quadratkilometern gerodetem Regenwald ein Hoch der vergangenen zehn Jahre. Jetzt sind die Zahlen noch einmal um 22 Prozent angestiegen. Seit 2006 wurde nicht mehr so viel Amazonas-Regenwald zerstört, wie das 2020/2021 der Fall war.
Wissenschaftler schlagen Alarm. Sie befürchten, dass der No-return-Punkt bald erreicht sein könnte. Bezeichnet wird damit eine Schwelle, von der an sich der Amazonas-Regenwald nicht mehr ausreichend erholen kann und zu einem steppenähnlichen Biom werden könnte. Studien zeigen zudem, dass der Amazonas-Regenwald in Teilbereichen schon jetzt mehr Kohlendioxid ausstößt, als er aufnimmt.
Bei der COP26, die unlängst in Glasgow stattgefunden hat, hat Brasilien indes als eins von über hundert Ländern einen Kompromis zum Schutz der Wälder unterzeichnet. Die desaströsen aktuellen Daten über die Kahlschläge haben die Regierungsvertreter bei der Klimakonferenz jedoch unterschlagen.
Nach der Veröffentlichung der Kahlschlagsdaten hat Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite Maßnahmen gegen illegale Rodungen angekündigt. Gefördert werden soll ebenso eine “grüne Wirtschaft“. Zu der zählt Leite auch den Bergbau, der für einen Teil der Kahlschläge verantwortlich ist. Laut Leite würde ein legalisierter Bergbau den Wald schützen, weil es damit keine kriminellen Rodungen mehr gäbe.