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Wasserpflanzen im Amazonas » Seite 2

Veröffentlicht am 22. November 2011 - 11:55h

Die Wasserpflanzen beherbergen – im Schatten ihrer Blätter und zwischen ihren Stielen und Wurzeln – eine enorme Vielfalt an Insekten, Larven von Fischen, Krustentiere, Mollusken, Amphibien und andere Wesen. Über der Wasserlinie spenden ihre Blüten Nektar für Wirbeltiere und Wirbellose. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie von einer grossen Zahl Beutemachern belauert werden, die auf Nahrung aus sind. Viele Vögel zirkulieren zwischen diesen Pflanzen und suchen nach versteckten Insekten. Einige Arten haben sogar spezielle Füsse entwickelt, mit denen sie auf den Blättern der Wasserpflanzen laufen können, ohne einzusinken – wie zum Beispiel die “Saracuras“ (Aramides saracura), die “Frangos d’água“ (Gallinula galeata), die “Jaçanãs“ (Jacana jacana) und andere. Auch Kaimane, Wasserschweine, Schlangen und grosse Fische, wie der Zitteraal ( (Electrophorus electricus), nutzen die Wasserpflanzen als Versteck und Jagdrevier.

Wattled Jacana (Jacana jacana) 1 032724
Wattled Jacana, Jacana jacana
Wattled Jacana, Jacana jacana
Wattled Jacana, Jacana jacana
Jacana jacana (Wattled Jacana) - Jacanidae - Pousada Aguape, Campo Grande, Pantanal, Mato Grosso do Sul, Brazil-Edit-Edit
Jacana jacana (Wattled Jacana) - Jacanidae - Pousada Aguape, Pantanal, Mato Grosso do Sul, Brazil-Edit
Rotstirn-Blatthühnchen, Lagoa do Marcelino
Wattled Jacana, Jacana jacana. Panama City area, Panama
Wattled Jacana (Jacana jacana), juvenile
Wattled Jacana, Jacana jacana
Juveniler Jassana
Wasservögel unter den Häusern
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Jacana jacana
Wattled Jacana (Jacana jacana)
Leljacana - Wattled Jacana
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Und wenn sich das Wasser dann bewegt – bei Überschwemmungen oder dem Ablaufen – wandern nicht nur die Wasserpflanzen mit der Strömung, sondern auch ihre “Bewohner“ – seien es Eier, Larven oder ausgewachsenen Individuen. Im Pantanal ist die Bewegung des Wassers und die konsequente Verbreitung der Wasserpflanzen ein wichtiger Faktor für das Gleichgewicht des gesamten Pantanal-Systems. Man hat ausgerechnet, dass allein am Rio Paraguay, vor den Toren der Stadt Corumbá in Mato Grosso do Sul, das Steigen und Fallen des Wassers zirka 1,5 Millionen Tonnen Wasserpflanzen pro Jahr mobilisiert! Und dies ist lediglich eine kleine Demonstration der schwimmenden Pflanzen, der festen und der freien, die als die grössere pflanzliche Biomasse jenes Bioms angesehen werden.

Ein ambientales Patrimonium – und sogar ein wirtschaftliches – denn die Wasserpflanzen kann man zu verschiedenen Zwecken benutzen: zum Beispiel als Viehfutter, zur Bienenzucht, sie bestücken den ornamentalen Markt, sie werden in der Textilindustrie genutzt, sowie in Systemen der Wasserfilterung, und einige Arten dienen als Nahrungsmittel – sogar in der Medizin spielen sie eine Rolle.

“Ihre Eigenschaften für die Medizin sind nicht besonders spektakulär“, erklärt Maria do Carmo und zitiert ihre bekanntesten Anwendungen: “Die Cavalinha (Equisetum sp.) und die Chapéu-de-couro (Echinodouros sp.) werden in der Volksmedizin als harntreibend eingesetzt. Die Alface-d’água (Pistia stratiotes) benutzt man gegen Hautkrankheiten, wie Rotlauf und Gürtelrose. Auch die Erva-de-bicho (Genero polygonum) besitzt therapeutische Qualitäten zur Wundheilung und in Suppositorien gegen Hämorriden“.

Pistia stratiotes (1)
Pistia stratiotes, Barron River, Kuranda, QLD, 10/11/23
Eichhornia crassipes and Pistia stratiotes, Barron River, Kuranda, QLD, 10/11/23
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
Mare à Poule d'Eau - Salazie (974)
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Pistia stratiotes, Rockhampton Botanic Garden, QLD, 14/10/22
Darter and Pistia stratiotes, Rockhampton Botanic Garden, QLD, 14/10/22
Darter and Pistia stratiotes, Rockhampton Botanic Garden, QLD, 14/10/22
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Wenn allerdings das ambientale Gleichgewicht gestört wird, werden Heilpflanzen zu Unkraut. Die exzessive Verbreitung bestimmter Wasserpflanzen kann einen See oder einen künstlich angelegten Teich ersticken. Die Pflanzen bedecken den Wasserspiegel ganz und verbrauchen den gelösten Sauerstoff – Fische und andere Wassertiere sterben. Bei den Wasserkraftwerken verstopfen Wasserpflanzen die Turbinen und verursachen die Korrosion der Maschinenteile durch organische Säuren aus ihrer Dekompostierung. Eine fehlende Kontrolle kann bewässerte Kulturpflanzen beeinträchtigen (vor allem Reisfelder) und Wasserstrassen versperren.

Glücklicherweise enthalten einige Arten dieses “Unkrauts“ auch ihre eigenen Gegenmittel. Brasilien ist ein wichtiger Lieferant von natürlichen Feinden solcher invadierenden Wasserpflanzen. Forscher der Universität von Florida (USA) findet man regelmässig im brasilianischen Pantanal auf der Suche nach Pilzen und nativen Insekten, welche die Ausbreitung der Wasserpflanzen in dieser Feuchtregion kontrollieren. Fehlendes Wissen über Wasserpflanzen zwingt die Forscher weltweit, sich zusammen zu tun und einheitliche Konzepte und Erkenntnisse über sie zu erarbeiten.

Denn die Kontrolle der Wasserpflanzeninvasion – eingeführt von Menschen oder durch Vögel und andere Tiere verbreitet – hat sich zu einem Problem in der ganzen Welt entwickelt. Und die Kosten sind hoch: US$ 500 Millionen pro Jahr allein in den USA. Andererseits kann man genau diese rasche Ausbreitungsfähigkeit der Wasserpflanzen zur Filterung verschmutzter Gewässer nutzen. Sie sind in der Lage, verschmutztes Wasser wesentlich kostengeringer zu säubern, als eine entsprechende Filterstation. Danach nimmt man sie aus dem Wasser und entsorgt die Reste – wenn die Pflanzen nur organische Schmutzteilchen gefiltert haben, kann man sie als Dünger verwenden, wenn das Wasser jedoch chemische Verschmutzung oder Schwermetalle enthielt, sind die Pflanzen als toxischer Müll zu betrachten.

“Selbst wenn sie nicht extra zur Filtrierung des Wassers eingesetzt wurden, sind Wasserpflanzen stets wichtig, um die Kapazität einer Selbstreinigung jedweden Wasserlaufs zu erhalten“, ergänzt die Botanikerin Maria do Carmo. In ihrer Funktion nützen sie Mensch und Tier, Fischen, Vögeln und Bakterien gemeinsam.

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