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Epiphyten im Amazonas

Veröffentlicht am 22. November 2011 - 12:21h

Die Epiphyten sind keine bestimmte Pflanzengattung, sondern dies ist eine Bezeichnung für die besondere Lebensweise zahlreicher, unterschiedlicher Pflanzengattungen, die sich als so genannte „Aufsitzerpflanzen“, meist wurzellos, anderer Pflanzen als Stützen oder Träger bedienen – man nennt sie wissenschaftlich „Epiphyten“ (aus dem Griechischen „epi“ = auf, und „phyton“ = Pflanze) und bezeichnet damit sowohl Land- als auch Wasserpflanzen. An Land klammern sich die Epiphyten meist an Bäume – im Amazonas-Regenwald sind sie es, zusammen mit den Lianen, die den Erstbesucher dieses Bioms am meisten faszinieren – während aquatische Epiphyten, ähnlich den Algen, sich auf grösseren Wasserpflanzen niedergelassen haben. Eine Pflanze oder einen Baum, welcher eine, oder mehrere, Epiphyten trägt, nennt man auch „Phorophyte“ (griechisch von „phoron“ = Träger).

Vorteil einer solchen „epiphytischen“ Existenz ist es, in höheren Etagen des Regenwaldes mehr Licht zur Verfügung zu haben, was auf dem Waldboden dem Wachstum der Pflanze hinderlich ist. Ein Nachteil dieser Lebensweise ist es jedoch, dass die Pflanze ohne Verbindung zum Boden nur spärlich oder unregelmässig mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird. Deshalb haben sich diese epiphytisch lebenden Pflanzen im Lauf ihrer Evolution dem Problem durch unterschiedliche physiologische Entwicklungen angepasst.

Um es noch einmal zu betonen: Epiphyten sind, entgegen zahlreicher landläufiger Meinungen, keine Parasiten, da sie den Nährstoffkreislauf ihrer Wirtspflanze – oder besser, ihrer „Ausitzerpflanze“ – nicht anzapfen!

Man unterscheidet zwei Epiphyten-Formen: Die echten Epiphyten (Holoepiphyten) – sie keimen und entwickeln sich Zeit ihres Lebens auf der Wirtspflanze – und die „Hemiepiphyten“ – die nur einen Teil ihrer Existenz auf einer Trägerpflanze verbringen. Letztere werde, darüber hinaus, noch in „Primäre und Sekundäre „Hemiepiphyten“ unterteilt. Die Primären Hemiepiphyten keimen auf einer Trägerpflanze und bilden dann Wurzeln aus, mit denen sie eine Verbindung mit dem Boden eingehen. Sekundäre Hemiepiphyten dagegen entwickeln sich erst auf dem Boden, um später die Verbindung zum Boden abzubrechen und auf einer Trägerpflanze weiterzuleben.

Schmetterlingsorchidee oder Nachtfalterorchidee (Phalaenopsis)
Dendrobium nobile
Cymbidium
Encyclica cochleata
Tillandsia caput-medusae
Oncidium Orchidee Hybride
Beautiful orchids
Miltonia oder auch Stiefmütterchen-Orchidee Hybride
Drynaria quercifolia
Epiphyten mit Blattflechten und Moosen
Epiphytic plants | Aufsitzerpflanzen, Portrerillos, Provinz San José
Epiphytic plants | Aufsitzerpflanzen, Portrerillos, Provinz San José
Zygopetalum maculatum
Epiphytic Fern
Epiphytic Fern
Epiphytic Fern
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Manchmal entdeckt man Pflanzen, von denen man gewöhnt ist, dass sie eigentlich auf dem Erdboden, also terrestrisch wachsen, in der Gabelung eines Baumes – man nennt sie in diesem Fall „Zufallsepiphyten“, denn bei näherer Betrachtung entdeckt man, dass sich in dieser Astgabel eine gewisse Menge an Humus angehäuft hat – durch den Wind oder durch Tiere – in dem der Samen einer Bodenpflanze geeignete Bedingungen zum Keimen angetroffen hat.

Bis auf einige seltene Einzelfälle gibt es in Europa keine echten Epiphyten. Man begründet ihre Abwesenheit mit dem Frost, der eine Wasserversorgung der Pflanze über einen längeren Zeitraum verhindert.

Wie eingangs bereits erklärt, ist die epiphytische Lebensweise nicht auf eine bestimmte Pflanzengattung beschränkt, sondern epiphytische Arten kommen in vielen unterschiedlichen Pflanzenfamilien vor – so zum Beispiel bei den:

  • Orchidaceae – Orchideen
  • Bromeliaceae – Bromelien, zu ihnen gehören auch die Tillandsien
  • Araceae – den Aronstabgewächsen
  • Polypodiaceae – den Tüpfelfarngewächsen
  • Cactaceae – den Kakteen
  • Gesneriaceae – den Gesneriengewächsen

Viele Orchideen verfügen über so genannte „Pseudobulben“ – Organe zu Speicherung von Wasser und Nährstoffen, deren Vorräte während längerer Trockenperioden genutzt werden.

Einige Orchideen und Araceen haben sich an eine direkte Aufnahme von Wasser und Nährstoffen angepasst – ein die Wurzel umhüllendes, schwammiges Gewebe saugt in Wasser gelöste Nährstoffe schnell auf und leitet sie an die Wurzeln weiter.

Farne, die epiphytisch existieren, bilden oft nestartige Geflechte aus, in denen sich Wasser und auch Humus sammeln und die Pflanze über einen niederschlaglosen Zeitraum versorgen.

Moose und Flechten, saugen in ihrer epiphytischen Existenz bei Regen grosse Mengen Wasser mittels ihrer verfilzten, schwammartigen Masse auf – längere Trockenperioden lassen sie einschrumpfen, und ihr Stoffwechsel bis zum nächsten Regen wird stark reduziert.

Und jetzt möchten wir Ihnen eine berühmte, epiphytisch lebende Pflanze vorstellen – von der die meisten unserer Gäste wahrscheinlich keine genaue Vorstellung haben, deren anspruchsvoller Name – oder sollte ich sagen „Titel“ – aber den meisten bekannt sein dürfte, und bei der es sich um eine Kakteenart handelt, die als „Aufsitzer“ in den Regenwäldern Brasiliens vorkommt: die „Königin der Nacht“.

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