Der tropische Regenwald und seine Bäume ist eine Vegetationsform, die man rund um den Globus nur in den konstant feuchten Klimazonen antrifft – oder besser: antraf, denn die tropischen Regenwälder Australiens, Südasiens und Afrikas sind heutzutage entweder ganz verschwunden oder bis auf einen vergleichsweise geringen Restbestand dezimiert worden. Den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas droht dieselbe Gefahr, aber der Regenwald Amazoniens könnte, dank seiner vergleichsweise viel grösseren Ausdehnung (mit heute noch 4.777.000 km2 der grösste Regenwaldbestand der Erde), unter bestimmten Umständen noch zu retten sein.
Tropischer Regenwald wird von den Experten seinem jeweiligen Standort entsprechend unterschieden: in Tiefland-, Prämontaner oder Bergregenwald, und im Amazonasgebiet der periodisch von seinen Nebenflüssen überschwemmte Várzea-Regenwald, sowie der erhöht wachsende, nie überflutete Terra-Firme-Wald (Festlands-Regenwald).
Die Temperatur im Regenwald ändert sich im Verlauf eines Jahres nur gering. In den wärmsten Monaten liegt sie zwischen 28° bis 31°C – in den kühlsten Monaten um die 24°C. Dagegen sind die Unterschiede zwischen der höchsten Tages- und der tiefsten Nachttemperatur etwas ausgeprägter – sie können zwischen 5° bis 10°C liegen.
Vormittags, nachdem sich durch die zunehmende Sonneneinstrahlung Luft und Boden erwärmt haben, steigt der Dampf des Regenwassers nach oben, dann bedeckt sich der Himmel zunehmend mit dichten Wolken, die sich, häufig zusammen mit einem Gewitter, nachmittags oder über Nacht wieder abregnen.
Wenn wir uns mal etwas näher mit der weit gefächerten Pflanzenvielfalt Amazoniens befassen wollen – rund 40.000 Arten wurden dort bis heute registriert – so gehören natürlich vor allem die Bäume dazu. Sie spielen im Regenwald wörtlich die “tragende Rolle“ – sie sind die Säulen der gesamten Regenwaldflora, sie stützen das vielfältige Leben zwischen ihren Verzweigungen auf verschiedenen Etagen, und ihre ineinander verwobenen Baumkronen schützen es vor der auszehrenden Sonnenbestrahlung.
Umfangreiche Informationen, Beschreibungen und viele Fotos zahlreicher Bäume, die im gigantischen Amazonas heimisch sind.
Dieser immergrüne, tropische Baumbestand hat, von innen betrachtet, ein charakteristisches Erscheinungsbild: Das sind seine verschiedenen Etagen – von den Baumwurzeln ausgehend, über die Krautschicht des Bodens und über die erste, etwa fünf Meter hohe Etage des dschungelartigen Buschwerks hinweg, kann man den Blick bis hinauf zum dichten Hauptkronendach in etwa 40 Metern Höhe lenken.
Entdeckt man eine Lücke in diesem Dach, kann man sogar die Kronen vereinzelter Baumriesen erkennen, die bis zu 60 Meter und mehr emporragen.
In jeder Etage haben sich besonders spezialisierte Fauna- und Flora-Spezies entwickelt. In der Regel leben sie ausschliesslich in einem relativ kleinen Verbreitungsgebiet, mit einer geringen Zahl an Individuen. Deshalb kann allein die Abholzung einer bestimmten Baumart bereits die Lebensgrundlage bestimmter Arten zerstören – sie sterben aus. Man schätzt, dass auf diese Weise unzählige Arten ausgestorben sind, bevor sie überhaupt vom Menschen wahrgenommen wurden.
Die Bäume des Regenwaldes stehen auf dem nackten Quarz antiker Böden – ganz im Gegensatz zu den Bäumen anderer Wälder unseres Planeten, die auf durch Eiszeiten geschaffenen, jungen und nährstoffreichen Böden wachsen, stellt der Boden für den Regenwald lediglich die Möglichkeit zu seiner physischen Stabilisierung dar. So genannte Mykorrhizen (Pilzkulturen) führen den Bäumen in diesem Fall die benötigten Nährstoffe zu – eine phantastische Symbiose der Natur.
Rund 80% der Biomasse wird in den Baumkronen produziert – deshalb hält sich die Mehrheit der Fauna des Regenwaldes in den Kronen der Bäume auf – nur wenige von ihnen kommen je zum Boden herab. Blätter, Zweige und tierische Reste, die auf den Boden fallen, werden dem Nährstoffkreislauf umgehend über die dicht an der Oberfläche verlaufenden Baumwurzeln wieder zugeführt.
Der erste Eindruck unbegrenzten Wachstumpotenzials, der bei einem Besuch des tropischen Regenwaldes mit seinem üppigen Grün entstehen mag – wegen seiner reichlichen Versorgung mit Wasser – ist eine Täuschung, denn man sieht lediglich seine Oberfläche. Und verglichen mit dem Boden europäischer Waldgebiete, kann man den Regenwaldboden durchaus als unfruchtbar bezeichnen.
Dieser Boden war über Jahrtausende einer feuchtwarmen Witterung ausgesetzt, so dass das im Untergrund liegende Gestein mancher Gebiete bis zu einer Tiefe von fünfzig Metern verwittert ist – Mineralien, wichtig für die Ernährung der Pflanzen und Bäume (wie zum Beispiel Calcium, Phosphor und Stickstoff) sanken dadurch tiefer in den Boden ab, so dass er in seinem oberen Bereich extrem arm an Nährstoffen ist.
Folglich verblieb nur die Nährstofflieferung über der Erde – organische Substanzen, bestehend aus erst seit kurzem abgestorbenen Pflanzen und Tieren, die sich wegen des Klimas schnell zersetzen. Wegen des dichten Wurzelnetzes der Bäume versickern sie kaum noch – einige werden bereits über dem Boden von epiphytisch lebenden Pflanzen absorbiert.