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Bäume im Amazonas » Seite 2

Veröffentlicht am 22. November 2011 - 11:32h

Die Pflanzen und Bäume des Regenwaldes stellen damit eine perfekte Anpassung an ihren kargen Boden dar – sie haben ein fein abgestimmtes Recycling organischen Abfalls entwickelt, das auf Störungen allerdings recht empfindlich reagiert. Nicht zuletzt durch die weitläufige Verbreitung seiner unterschiedlichen Baumarten beherbergen die tropischen Regenwälder die grösste Artenvielfalt unseres Planeten – 40 bis 60% aller noch lebenden Pflanzen- und Tierarten!

Die Pflanzen im tropischen Regenwald scheinen auf den ersten Blick ein unentwirrbares Durcheinander zu bilden, in dem man lediglich die Stämme der grösseren Bäume unterscheiden kann, die sich wie Säulen von dem grünen Chaos abheben. Sie sind es, die dem übrigen Pflanzengewirr die Existenzmöglichkeit bieten, das sich an ihnen empor rankt, von ihnen gestützt wird, durch sie ein bisschen Sonnenlicht geniesst und sogar auf ihnen seine epiphytische Existenz bestreitet. Die Bäume sind für die Pflanzenvielfalt wie ein Gebäude mit verschiedenen Etagen, die man jedoch nicht strikt voneinander trennen kann – vielmehr gehen die Lebenszyklen ihrer unterschiedlichen Bewohner ineinander über.

Betrachten wir einmal die sechs Etagen eines Baumriesen:
  • wäre da die Boden-Etage, in und auf der sich das Wurzelnetz des Baumes und der von ihm profitierenden anderen Pflanzen ausgebreitet hat – in der dünnen Humusdecke siedeln Bakterien, Algen und jene Pilze, die Mykorrhizen.
  • Es folgt die so genannte Kraut-Etage – sie wird von Moosen, Farnen und anderen Pflanzen bewohnt, die mit einem geringen Lichteinfall auskommen.
  • Bis in eine Höhe von zirka fünf Meter reicht die Strauch-Etage – auch Jungwuchs von Bäumen gehört dazu.
  • Es folgt die Etage der niedrigen Baumarten.
  • Etwa in einer Höhe bis zu vierzig Meter erhebt sich das dicht ineinander verschlungene Kronendach der meisten ausgewachsenen Bäume.
  • Einzelne Baumriesen ragen noch bis auf sechzig Meter Höhe über das geschlossene grüne Dach hinaus.

Erst seit relativ kurzer Zeit hat man das komplexe Versorgungssystem der Regenwälder soweit erforscht, dass man seine Zusammenhänge verstehen kann. Dabei ist auch klar geworden, das Ameisen und Termiten, die zu Abermillionen auf dem Boden zu finden sind, eine lebenswichtige Rolle in der Existenz des Waldes spielen: Sie wandeln nämlich pflanzliche Biomasse in tierisches Eiweiss um – sind also Vermittler zwischen Produktion und Konsum. Und wegen der hohen Produktion von Biomasse – dank des milden und feuchten Klimas während des gesamten Jahres – ist der Regenwald nicht von Nährstoffen des Bodens abhängig. Bis in die Kronen der Bäume ist also der Stoffkreislauf gegeben. Und in diesen Baumkronen trifft man auch die meisten Flora- und Fauna-Arten des Regenwaldes an, was die neueste, die so genannte “Baumkronenforschung“, begründet hat.

Schmetterlingsorchidee oder Nachtfalterorchidee (Phalaenopsis)
Dendrobium nobile
Cymbidium
Encyclica cochleata
Tillandsia caput-medusae
Oncidium Orchidee Hybride
Beautiful orchids
Miltonia oder auch Stiefmütterchen-Orchidee Hybride
Drynaria quercifolia
Epiphyten mit Blattflechten und Moosen
Epiphytic plants | Aufsitzerpflanzen, Portrerillos, Provinz San José
Epiphytic plants | Aufsitzerpflanzen, Portrerillos, Provinz San José
Zygopetalum maculatum
Epiphytic Fern
Epiphytic Fern
Epiphytic Fern
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Um an das lebenspendende Licht zu kommen, hat ein grosser Teil der Regenwaldvegetation sich zu so genannten Kletterpflanzen entwickelt – man unterteilt sie in Lianen, Epiphyten und Hemi-Epiphyten. Lianen sind im Boden verwurzelt, Blätter bilden sie erst in der Baumkrone. Sie können Luftwurzeln ausbilden, durch die sie die Wasserversorgung regeln. Als Epiphyten bezeichnet man zum Beispiel Farne und Bromelien. Sie entwickeln sich auf Gabelungen und starken Ästen der Bäume, ohne mit ihren “Trägern“ eine physiologische Verbindung einzugehen – sind also keine Parasiten. Dagegen profitieren sie vom besseren Licht in den höheren Etagen, während sie sich mittels ihrer Blätter (so genannten Nischenblättern) Hohlräume bilden, in denen Humus entsteht und sich Wasser sammeln kann. Humus und Wasser werden durch spezielle “Saugschuppen“ von der Blattoberfläche absorbiert. Und die Hemi-Epiphyten schliesslich, ziehen einen Mittelweg vor, um sich mit Nährstoffen zu versorgen: Als junge Pflanze existieren sie rein epiphytisch – als Aufsetzer auf einem Baum und der Nährstoffversorgung durch ihre Blätter – später bilden sie Bodenverbindungen aus, durch die sie auch von unten Wasser und Mineralien aufnehmen.

Betritt man das immergrüne Urwaldgewölbe zum ersten Mal, dann fallen einem vor allem Lianen und Epiphyten ins Auge – es sind die Pflanzen, welche das Erscheinungsbild der typischen Regenwaldvegetation am meisten prägen – und wohl auch als dekorativstes Szenario in unserer Erinnerung haften. Natürlich sind auch die tierischen Arten im Regenwald besonders zahlreich.

Auch sie haben sich unter den gleichmässigen Lebensbedingungen eines milden Klimas in unvergleichlicher Vielfalt entwickeln können. Allerdings haben Sie vielleicht nicht gewusst, dass ihre Mehrheit aus Insekten, Spinnentieren, Krebsen und Tausendfüssern besteht?

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