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Pflanzen in Amazonien

Veröffentlicht am 19. November 2011 - 14:50h

An einer Evolution der Pflanzen-Arten sind verschiedenartige Mechanismen beteiligt, die eine verwirrende Menge von Formen hervorzubringen imstande sind, sodass die von Biologen geschaffenen Differenzierungsbegriffe wie Art, Unterart, Familie, Ordnung etc. nicht selten auch bei Pflanzen in Amazonien versagen. Und man muss leider feststellen, dass keine dieser Klassifizierungen, mögen sie auch noch so exakt aufgebaut sein, der Realität unserer wundervollen Erdennatur tatsächlich gerecht zu werden vermag. Die Fülle der Diversifikationen, mit denen die Mutter Natur unseren Planeten beschenkt hat – einer wahren Symphonie des Lebens – ist einfach zu gewaltig, zu umfangreich für unseren analytischen Verstand.

In Brasilien kennt man gegenwärtig rund 41.000 Arten von Pflanzen und Pilzen – das heisst, diese Anzahl ist klassifiziert und registriert und geht aus einer Arbeit hervor, welche vom Botanischen Garten in Rio de Janeiro durchgeführt wurde, dessen Wissenschaftler seit dem Jahr 1906 – seit der ersten Publikation “Flora Brasiliensis“ – für diese Katalogisierung verantwortlich sind.

Vom Gesamt der aufgezählten Arten sind 18.932 endemisch (sie existieren nur in der jeweiligen Region, in der sie gefunden wurden). Und dies stellt eine der höchsten Quoten an Endemismus unseres Planeten dar (46%) – geht aus der Publikation hervor. Zwischen 1990 und 2006 wurden 2.875 neue Spezies in Brasilien klassifiziert – ein Durchschnitt von 169 pro Jahr!

Der Überfluss des Lebens in Amazonien verbirgt einen kuriosen Widerspruch: In den meisten Fällen sind die Arten, welche dort leben, seltene Exemplare. Einige von ihnen an sehr spezielle Regionen und ökologische Bedingungen gebunden – es gibt Arten, die existieren nur im Einzugsbereich eines einzigen “Igarapé“ (Bächlein). Andere kommen vielleicht in ganz Amazonien vor, aber stets in geringen Konzentrationen, mit wenigen Exemplaren pro Gebiet. “In einem temperierten Wald gibt es 100 Bäume auf einen Hektar, und die sind alle von der gleichen Art. In Amazonien gibt es 100 Bäume auf einen Hektar, und jeder Baum ist von einer anderen Art“, vergleicht ein Forscher von der INPA. “Wenn man mal darüber nachdenkt, erkennt man die logische Konsequenz der Anpassung: Die einzige Möglichkeit, soviele Arten auf einem Hektar unterzubringen ist die, wenige Individuen von jeder zu platzieren“.

In den Augen eines Laien mögen die Bäume Amazoniens alle gleich erscheinen. Aber mit ein wenig botanischem Training (oder der Assistenz eines guten Guides) erkennt man die Unterschiede bald. Auf den 100 Quadratkilometern des Ducke-Reservats in Manaus, zum Beispiel, gibt es verschiedene Arten von Bäumen, von denen wir nur ein einziges Exemplar kennen. “Klar, dass wir nicht jeden Meter des Reservats untersucht haben, aber das gibt einem schon eine Vorstellung von der Rarität, von der wir sprechen“, sagt ein Botaniker, der das Inventarium der Flora dieser Einheit koordiniert hat, das als das vollständigste Amazoniens gilt.

“Und es gibt noch viele Pflanzen zu entdecken. Wir arbeiten gegen die Zeit und gegen die Schnelligkeit der Zerstörung“, sagt die Biologin welche für die Koordinatorin der “Aufstellung der Pflanzenarten Brasiliens“ verantwortlich ist. Sie macht darauf aufmerksam, dass diese Aufstellung sowohl Arten erfasst, die gegenwärtig existieren, als auch solche, die existiert haben – “ob letztere erhalten worden sind, ist eine andere Frage“.

Wir sehen es als grosse Herausforderung unsere „kleine Aufstellung“ Rubrik „Pflanzen in Amazonien“ kontinuierlich mit neuen interessanten Pflanzen aus Amazonien zu erweitern. Denn was wäre der Amazonasregenwald ohne die „tragenden Säulen“ Amazoniens – den Bäumen – und der einmaligen Pflanzenvielfalt?!

Und dies ist ein Grund mehr, den Schock der Abholzung Amazoniens auf die Biodiversifikation nicht zu unterschätzen.

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