Der Wechsel von Trockenzeiten und Überschwemmungen ist für die Amazonasregion normal. Sie fallen jedoch immer extremer aus und treten immer häufiger auf, wie Wissenschaftler konstatieren. Für die an den Flüssen lebenden oftmals ärmere Bevölkerung werden die Probleme damit von Jahr zu Jahr größer. Betroffen sind unter anderem die Trinkwasser- und Nahrungsmittelversorgung, der Transport sowie der Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Schulen.
Wie die zunehmenden Extreme das Leben der Ribeirinhas beeinflusst, damit hat sich eine Studie beschäftigt, die bei der FAPESP Week UC Davis vorgestellt wurde. Durchgeführt wurde die Studie von Patricia Piinho vom Geophysischen Institut der Universität São Paulo. Sie hat die Flussanlieger im Munizip Silves befragt, das etwa 400 Kilometer von Manaus entfernt ist., sowie vom Nationalpark Tapajós. Im Mittelpunkt standen dabei die extremen Trockenzeiten der Jahre 1997, 2005 und 2010 sowie die “historischen“ Überschwemmungn von 2006, 2009 und 2015.
Eigentlich haben die Ribeirinhos ihr Leben dem Wechsel von Hochwasser und Trockenzeit angepasst. Auf die schweren und immer häufiger auftretenden Ereignisse sind sie indes nicht vorbereitet. Ihnen bleibe mittlerweile zudem kaum mehr Zeit, sich von den Schäden zu erholen, bevor das nächste Naturereignis eintritt, so Pinhos. Zerstörte Häuser und Plantagen, Krankheiten wie Malaria, weniger Fische, die als Nahrungsmittel dienen, und ein Mangel an Trinkwasser plagen sie immer häufiger und stärker.
Sowohl schwere Trocken- als auch Überschwemmungszeiten werden von der Erwärmung und der Abkühlung des pazifischen und des atlantischen Ozeans beeinflusst. Dass die Extreme künftig noch stärker und häufiger ausfallen werden, davon gehen etliche Wissenschaftler aus. Was fehlt, sind jedoch präzisere Vorhersagemodelle. Globale Klimamodelle müssten regionalisiert werden, um die Bevölkerung besser Vorwarnen und schützen zu können, fordert Pinho.
Verbesserungen fordert sie ebenso bei den Hilfsmaßnahmen, die oft mit großer Verzögerung eintreffen. Ein absoluter Mangel besteht zudem bei Vorsorgemaßnahmen. Das Bohren von Brunnen, alternative Transportwege und die Ausbildung von Helfern sind einige Beispiele, die von Pinho angemahnt werden.
Auch dieses Jahr geißelt das Hochwasser die Bevölkerung Amazoniens. Über 40 Munizipien sind allein im brasilianischen Bundesstaat Amazonas teilweise seit Wochen schon im Notzustand. Von den Überschwemmungen sind dort mittlerweile über 435.000 Menschen. In Manaus stehen etliche Stadtteile bereits seit mehr als einem Monat unter Wasser.