In Manaus im Amazonas ist in der vergangenen Woche die relative Luftfeuchtigkeit stellenweise auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 102 Jahren gesunken. Die Meteorologen in Brasilien zeigten sich beunruhigt über die ungewöhnliche Wetterlage in der Amazonasmetropole und gaben entsprechende Warnungen an Zivilschutz, Landesregierung und Stadtverwaltung heraus. Am vergangenen Donnerstag wurde in der Stadt inmitten des gigantischen Regenwaldes nur eine Luftfeuchtigkeit von 18 Prozent gemessen. Sie lag damit nur geringfügig höher als in den Wüstengebieten der Sahara in Nordafrika, wo 10 bis 15 Prozent erreicht werden.
Traditionell zeichnet sich der Bundesstaat Amazonas aufgrund der endlosen Regenwälder und vielzähligen Flüsse durch ein feuchtheisses Klima aus. Temperaturen von über 30 Grad Celsius im Schatten sowie 80 Prozent Luftfeuchtigkeit durch beinahe tägliche Niederschläge sind hier völlig normal. Doch im August blieb der Regen bislang fast gänzlich aus. Die Experten befürchten daher, dass in diesem Monat sogar der in den 102 Jahren Wetterbeobachtung registrierte Tiefstwert von 47 Millimetern nicht erreicht werden könnte.
Verursacht wird das “trockenheisse Wüstenklima” laut den Meteorologen durch extrem heisse und trockene Luftmassen, die sich in der Region im Norden Brasiliens festgesetzt haben. Die Temperaturen stiegen dabei in den vergangenen Tagen auf bis zu 36,7 Grad Celsius im Schatten, die gefühlte Temperatur lag bei 41 Grad. Experten schliessen nicht aus, dass die zunehmende Urbanisierung die fortwährende Abholzung im grössten Regenwaldgebiet der Erde dafür verantwortlich sein könnten.
Der Wetterdienst empfahl daher den Behörden Ende vergangener Woche, in Hinblick auf die Besorgnis erregende Wetterlage den Schulbetrieb sowie sämtliche städtische Aktivitäten einzustellen. Menschen mit Kreislaufproblemen sollten keinesfalls ihre Häuser verlassen, zudem soll zwischen 10 und 16 Uhr keinerlei Sport getrieben werden. Aufgrund der niedrigen Luftfeuchtigkeit bestehe eine erhöhte Gefahr von Bindehautentzündungen sowie der Austrocknung der Haut. Die Regierung des Bundesstaates Manaus als auch die Stadtverwaltung schlossen in einer ersten Stellungnahme entsprechende Massnahmen aufgrund hoher Temperaturen nicht aus, man wolle die Situation jedoch vorerst weiter beobachten. Ein Ausfall des Unterrichts soll erst bei “extremer Notwendigkeit” erfolgen.