Forscher haben im Amazonas-Regenwald einen ungewöhnlichen Reichtum an Insekten nachgewiesen, und das nicht in Bodennähe, sondern vor allem in den Baumwipfeln. Über 37.000 Insekten sind ihnen in kurzer Zeit in Höhen von bis zu 32 Meter in die Fallen gegangen, darunter auch Arten, die bisher unbekannt sind.
Forschungen über das Vorkommen von Insekten werden in der Regel eigentlich in Bodennähe durchgeführt. Jetzt haben sich Wissenschaftler verschiedener brasilianischer Einrichtungen und des Naturkundemuseums Condado in Los Angeles erstmals jedoch erstmals auf die Vertikale konzentriert.
In dem Schutzgebiet Estação Experimental de Silvicultura Tropical des Amazonasforschungsinstitutes Inpa haben sie dazu einen 50 Meter hohen Metallturm genutzt und an diesem alle acht Meter Netze aufgespannt.
Insgesamt 37.778 Insekten sind ihnen innerhalb von zwei Wochen in die Fallen gegangen. 16.600 davon waren verschiedene Zweiflüglerarten, zu denen Fliegen und Mücken zählen. Bienen, Wespen und Ameisen stellen 7.279 Exemplare, Schmetterlinge, Nachtfalter und Motten 6.899 und Käfer 2.670 Exemplare.
Hinzu kommen die Schnabelkerfen (Hemiptera), zu denen Wanzen, Zikaden, Schrecken und Gottesanbeterinnen gehören. Von ihnen wurden 3.939 Exemplare gezählt.
Erstaunlich ist nicht nur die hohe Zahl an Exemplaren, sondern ebenso die Artenvielfalt. Allein die Fliegen konnten die Forscher 56 Familien zuordnen. Von diesen haben sie bisher 38 Familien ausgewertet und dabei 856 verschiedene Arten ausgemacht. Über 61 Prozent von ihnen wurden dabei nicht in Bodennähe, sondern in Lagen von über acht Metern Höhe festgestellt.
Längst sind noch nicht alle in die Fallen gegangenen Insekten bis zur Art hin bestimmt. Brian Brown vom Naturkundemuseum Condado (USA) geht davon aus, dass sich unter den Fängen nicht nur neue Arten, sondern ebenso neue Gattungen befinden.
Belegt wurde mit der Studie zudem die große Bedeutung des Kronendaches als Lebensraum mit unterschiedlichen Nischen für Insekten.