Abertausende Schildkröten schlüpfen derzeit an den Ufern der Flüsse Amazoniens. Allein am Fluss Guaporé zwischen Bolivien und Brasilien sind es mehrere Millionen. Das Gebiet gilt weltweit als eine der größten Geburtsstätten von Süßwasserschildkröten.
Abgelegt wurden die Eier zwischen September und Oktober. Etwa 80.000 Nester sind dieses Jahr an den Stränden des Flusses Guaporé auf bolivianischer und brasilianischer Seite gezählt worden. Die Biologen gehen davon aus, dass aus der Großzahl der etwa einhundert Eier pro Nest Schildkrötenjungen schlüpfen werden.
Dass die Reproduktionsrate dieses Jahr so hoch ist, schreiben Forscher und Schildkrötenschützer der Trockenzeit zu. Mangels Niederschlägen haben die Flüsse keine Höchststände erreicht. Von Hochwasser verschont blieben somit auch die an den Ufern in den Sand eingegrabenen Eier der Schildkröten.
Vor allem Schienenschildkröte (Podocnemis expansa) und Terekay-Schienenschildkröte (Podocnemis unifilis) haben die Ufer des Rio Guaporé zur Eiablage genutzt. Mit bis zu 90 Kilogramm gewicht ist die Schienenschildkröte die größte Süßwasserschildkrte Südamerikas.
Auf brasilianischer Seite ist die Region durch den Parque Estadual Serra dos Reis geschützt. Aktiv unterstützt wird der Schutz der Quelônios, wie sie in Brasilien genannt werden, ebenso durch ein eigenes Projekt. An dem sind nicht nur Wissenschaftler beteiligt. Vielmehr wird auch die Lokalbevölkerung zum Schutz der Schildkröten, beim Monitoring der Nester und der „Freilassung“ der Jungtiere mit eingebunden.
Süßwasserschildkröten werden nach wie vor gefangen und über den illegalen Tierhandel weltweit verkauft. Die Eier gelten hingegen als kulinarische Spezialität. Die Einbindung der Lokalbevölkerung in die Schutzprojekte wird dabei als ein wichtiger Weg gesehen, diese illegalen Aktivitäten zu kontrollieren und zu unterbinden.