Der Rio Negro im brasilianischen Amazonas hat den höchsten Stand seit Einführung der Messungen vor 110 Jahren erreicht. Am frühen Mittwochmorgen lag der Pegel des Amazonas-Zuflusses im Hafen von Manaus mit 29,78 Meter genau einen Zentimeter über dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2009.
Die brasilianische geologische Dienst CPRM geht davon aus, dass der Fluss auch in den kommenden Tagen weiter ansteigen wird. Die Experten bezweifeln entgegen ihrem letzten Bulletin jedoch inzwischen, dass der Schwarzwasserfluss die 30 Meter-Marke knacken wird. Am 02. Mai hatte der CPRM noch einen Höchststand von 30,13 Meter prognostiziert. Trotz allem sind die Schäden bislang kaum überschaubar. Über 70.000 Familien sind in fast 50 der 62 Städte und Gemeinden des Bundesstaates Amazonas von Hochwasser betroffen, alleine in der Urwaldmetropole Manaus stehen gut ein Dutzend Stadtteile sowie Teile des Stadtzentrums unter Wasser.
Erst vor drei Jahren war mit 29,77 Meter ein 56 Jahre alter Rekord aus dem Juni 1953 gebrochen worden. Die bisherige Höchstmarke des Rio Negro lag damals bei 26,69 Meter (siehe Infografik). Das derzeitige Extrem-Hochwasser kommt daher extrem überraschend und war nicht vor 2019 erwartet worden. Laut Daniel Oliveira vom CPRM hängen die extremen Hochwasser stets direkt mit den Regenfällen im gesamten Amazonasgebiet zusammen. Beim letzten Rekordhochwasser von 2009 hatte nach Erkenntnissen der Wissenschaftler vor allem das Phänomen „La Niña“ die intensiven und andauernden Niederschläge verursacht, die letztendlich den Pegel auf das damalige Allzeithoch anstiegen liessen.