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Im Amazonas-Regenwald Brasiliens nehmen Brände und Rodungen weiter stark zu

Veröffentlicht am 6. August 2020 - 07:53h unter Aktuelles aus Brasilien

Während immer mehr internationale Unternehmer, Investoren und Banken auf einen effektiven Schutz des Amazonas-Regenwaldes drängen, steigen in Brasilien die Zahlen der Rodungen und Großbrände. Im ersten Halbjahr 2020 wurden bereits etwa 3.069 Quadratkilometer Regenwald dem Erdboden gleich gemacht und damit 25 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bei den Bränden sieht es ähnlich aus. Allein im Juli sind in der Amazonasregion über 6.800 Brandherde registriert worden, 28 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, in dem die hohe Zahl der Großbrände in Amazonien weltweit für Aufsehen gesorgt hat.

Amazonas brennt – Foto: Mayke Toscano/Secom-MT

Um internationale Investoren zu beruhigen und das schlechte Image Brasiliens in Sachen Umweltschutz aufzubessern, versprechen Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro und sein Umweltminister Ricardo Salles mittlerweile offiziell den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.

Im Mai hat Bolsonaro auf Druck von außen das Militär zur Bekämpfung illegaler Tätigkeiten und zur Brandvorbeugung in die Amazonas-Region gesendet. Erlassen wurde ebenso ein Dekret, das theoretisch die Brandlegung verbietet.

Viel geholfen hat das bisher nicht. Sowohl die Kahlschläge als auch die Zahl der Brände sind weiter gestiegen. Am 30. Juli wurde mit über eintausend Brandherden sogar ein trauriger Tagesrekord verzeichnet.

Bolsonaro macht weiterhin Indios, Flußanlieger und Kleinlandwirte für die Brände verantwortlich. Sie würden ihre Felder zur Säuberung traditionell abbrennen, sagt er. Die jüngste Studie des Amazonasforschungsinstitutes Ipam belegt indes, dass 34 Prozent der Brände auf kürzlich abgeholzten Flächen stattfinden.

30 Prozent wurden in geschützten Waldregionen registriert und 36 Prozent gehen auf das Konto der Agro- und Rinderwirtschaft.

Auch Luftaufnahmen von Greenpeace zeigen Großbrände auf unlängst abgeholzten Flächen, auf denen Baumstämme und Holzreste mit großen Maschinen in Linien zusammengeschoben wurden, um sie abzufackeln und die Flächen so für Landspekulationen und Rinderbeweidung vorzubereiten.

Warum trotz der etwa 3.800 eingesetzten Soldaten mit ihren Flugzeugen, Hubschraubern und Geländewagen Kahlschläge und Brände steigen, erklären Experten damit, dass das Militär anders als die Umweltbehörden wenig Erfahrung bei der Kontrolle der illegalen Machenschaften in der Amazonas-Region hat. Die erfahrenen Kontrolleure der Umweltbehörden sind mit Bolsonaros Erlass zur ”Operação Verde Brasil 2” indes derzeit dem Militärkommando unterstellt.

Kritisiert werden auch die hohen Kosten des Militäreinsatzes von etwa 60 Millionen Reais im Monat (umgerechnet derzeit etwa zehn Millionen Euro). Das entspricht in etwa dem gesamten Jahresbudget der Umweltbehörde Ibama für Kontrollen.

Hinzu kommen die von der Regierung Bolsonaros ausgehenden Signale. Durchsetzen will sie ein Landgesetz, das bis 2008 gerodete Flächen legalisiert und Landbesitzern von bis zu 1.400 Hektar erlaubt, ihren Besitz durch eine einfache Selbsterklärung zu bestätigen.

Feuer im Amazonas – Foto: Exercito Brasileiro

Umweltminister Salles hat vor wenigen Tagen in einem Interview zudem einmal mehr auf die Ausbeute von Mineralien und Rohstoffen in der Amazonasregion gepocht. Den von Bolsonaros Regierung Ende 2019 vorgegebenen Plan, die Rodungen und Brände um 90 Prozent zu reduzieren, wollte er aushebeln, weil dies nicht machbar sei.

Stattdessen wollte er lediglich 390.000 Hektar des Amazonas-Regenwaldes über ein spezielles Projekt schützen, etwas weniger als ein Drittel der 2019 gerodeten Flächen. Augebremst wurde er dabei ausgerechnet vom Wirtschaftsministerium.

Darüber hinaus hat das Umweltministerium jüngst die Beteiligung der Zivilgesellschaft in der Kommission zur Kontrolle illegaler Rodungen beschränkt. Gekappt wurde das Stimmrecht der Zivilgesellschaft, zu denen Nicht-Regierungsorganisationen und Wissenschaftler zählen. Salles begründete den Schritt damit, dass die Kommission ohne sie schneller Entscheidungen treffen könnte.

Offiziell sagt Brasiliens Umweltminister indes, dass der von Brasilien zum Klimaschutz eingegangene Kompromis von Null-Rodungen bis 2030 eingehalten werde. Wie Bolsonaros Regierung dies bewerkstelligen will, wird nicht verraten.

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