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Eine Bibliothek für die Frösche Amazoniens

Veröffentlicht am 6. August 2012 - 14:20h unter Aktuelles aus Brasilien

Die INPA ermöglicht ab sofort den öffentlichen Zugriff auf Beschreibungen, Audios, Fotografien, Videos und Tondokumente verschiedener Spezies im Internet. Das neueste Werkzeug zur Verbreitung von Informationen über verschiedene Arten von Fröschen, die in Amazonien leben, ist eine Internetplattform, die sich “Sapoteca“ nennt (Sapo = Frosch, teca = sind die beiden Endsilben von Biblioteca = Bibliothek). Dieses Projekt wird vom “Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia (Inpa/MCTI)” durchgeführt, koordiniert vom Forscher des Instituts, William Magnusson.

Die “Frosch-Bibliothek” beabsichtigt, sich zu einem permanenten Werkzeug zu entwickeln, welches von Wissenschaftlern und Lehrern zu ihren Aktivitäten der Forschung und des Unterrichts herangezogen werden kann – sie soll Wissenslücken derjenigen füllen, die sich als Liebhaber der Herpetologie verstehen (einem zoologischen Wissensgebiet, das sich auf das Studium von Reptilien und Amphibien konzentriert), aber sie soll auch dem breiten Publikum zur Verfügung stehen, mit Informationen über die akustische Kommunikation der Frösche Amazoniens.

Nach Aussage eines Spezialisten des “Programa de Capacitação Institucional (PCI)” des INPA, Pedro Ivo Simões, der an der Sapoteca-Entwicklung mitgearbeitet hat, wurde die Einrichtung der Site motiviert von der Idee, fehlende Allgemeinkenntnisse auszugleichen und die Identifikation der Spezies zu unterstützen.

“Was unsere Arbeit motiviert hat, waren die Schwierigkeiten, die manche Personen haben, gewisse Arten zu identifizieren. Viele Tiere gelangen in die Hände der Forscher aus bereits bestehenden Sammlungen – das heisst, sind schon längere Zeit in Alkohol aufbewahrt worden. Daher haben sie ihre natürlichen Farben verloren, und man weiss weder etwas über ihre Lebensgewohnheiten, noch hat man eine Ahnung, mit welchen Lauten sie sich verständigen. Wir haben nun versucht, mit dieser Site über einige Spezies ein Maximum solcher Informationen zu vermitteln. Unsere Idee ist eine Multimedia-Plattform, auf der man Töne, Videos und Fotos jeder dieser Spezies zur Verfügung hat, um interessierten Internet-Besuchern zur Identifikation der Tiere bei der Feldforschung zu assistieren“, erklärt Simões.

Die Erschaffung der “Sapoteca“ nahm ihren Anfang vor etwa drei Jahren, während der Doktorarbeit der Forscherin Luciana K. Erdtmann, die das Projekt unter Leitung einer INPA-Forscherin koordinierte. Die anfänglichen Etappen beschäftigten sich mit Digitalisierung und Organisation von Aufnahmen der Anuren-Spezies (Frösche) im brasilianischen Teil Amazoniens, welche von Forschern und Mitarbeitern der Gruppe während verschiedener Feldforschungen angefertigt worden waren.

Der nächste Schritt bestand aus dem Zusammentragen von Informationen über diese Aufnahmen – wie der jeweilige Ort der Aufnahmen, die allgemeinen Daten, die benutzte Ausrüstung und eventuelle Attribute, die den charakteristischen “Gesang“ der Frösche beeinflussen können, wie etwa die Lufttemperatur und die jeweilige Körpergrösse der erfassten Exemplare.

Gegenwärtig stehen diese Informationen von 40 Froscharten online auf der Sapoteca-Plattform zur Verfügung. Wer sich ihrer bedienen möchte, kann darin eine gesuchte Spezies mittels ihres wissenschaftlichen Namens ausfindig machen, oder anhand der Fotogalerie ein Exemplar heraussuchen, welches jenem am ähnlichsten ist, das er in der Natur gesehen hat. Zu jeder aufgelisteten Spezies gibt es eine Seite mit Foto, Video, Tönen zum herunterladen, einem Sonogramm (einer Grafik, welche die jeweilige Lautgebung der Spezies sichtbar macht) und Angaben über entsprechende wissenschaftliche Artikel.

Über dieses Online-Archiv der “Sapoteca“ hinaus besteht die Sammlung aus mehr als 500 katalogisierten Audioarchiven und 30 Videos, die der Öffentlichkeit zugänglich sind mittels nachträglicher Kontaktaufnahme mit den Kuratoren.

Simões hofft, dass eine Veröffentlichung und Verbreitung der Feldforschung mittels der Multimedia-Plattform die fehlenden Kenntnisse der Gesellschaft hinsichtlich der Spezies beeinflussen wird, die in der Biodiversifikation ihrer jeweiligen Region eine bedeutende Rolle spielen. “Wir haben nach einem Weg gesucht, das Bewusstsein in Bezug auf die Vielfalt der Arten zu beeinflussen, von denen wir umgeben sind, und deren Überleben bedroht ist – sei es durch Entwicklungsprojekte oder durch die Waldzerstörung. Säugetiere sind unserer Gesellschaft schon eher bekannt, aber über Amphibien und Reptilien weiss man relativ wenig. Es sind Tiergruppen, vor denen viele Menschen noch ein bisschen Angst oder Vorbehalte haben, und die sie unsympathisch finden. Dies ist eine gute Gelegenheit, wenigstens einen Teil der Biodiversifikation zu präsentieren, welche der Mehrheit der Bevölkerung noch unbekannt ist“, sagt Simões.

Ein anderer Mitarbeiter der INPA glaubt, dass die Plattform im Internet auch eine Verbindung zwischen Umwelterziehung und den Fröschen der Region schaffen kann. “Als ein Neuling in der wissenschaftlichen Forschung und Umwelterziehung betreffs der Amazonas-Anuren glaube ich, dass die “Sapoteca“ einen grossen Beitrag zur Popularisierung der Informationen leisten wird – nicht nur hinsichtlich der akustischen Kommunikation unserer Frösche, sondern auch was ihre große Vielfalt betrifft, mit der die Amphibien in unserer Region vertreten sind“, erklärt er.

Er bestätigt, dass die Initiative helfen wird, die übliche Situation umzukehren, in der die Gesellschaft sich nicht an der Erhaltung der Frösche engagiert, weil ihr das Wissen dazu fehlt. “Es gibt viele Mythen und Legenden, welche die Erhaltung dieser Tiere gefährden. Wenn wir also in diesem Sinne der Gesellschaft den Reichtum der Natur in seiner ganzen Vielfalt zugänglich machen, kann dies dazu beitragen, die Vorurteile zu mildern. Ich glaube, dass dies eine Aufgabe der Wissenschaft ist, der wir nun entsprechen“.

Die Aktion zählt auf die Unterstützung des “Forschungsprogramms der Biodiversifikation (PPBio) des INPA, verantwortlich für die Konzession und Unterhaltung der Site. Ausserdem wurde die Entwicklung des Projekts unterstützt von einer Finanzierung der “Stiftung zum Schutz der Forschung des Bundesstaates Amazonas (Fapeam)“, die einen Fachmann permanent für die ergänzende Organisation der Kollektion unterhält, sowie durch den “Nationalrat für Wissenschaftliche und Technische Entwicklung (CNPq)“.

Zur „Frosch-Bibliothek“ auf dem AmazonasPortal

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