Der Amazonas-Regenwald hat in den vergangenen Jahren wesentlich weniger Kohlendioxid gebunden als noch 1990. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, die von der Universität Leeds (England) koordiniert wird. Nach dieser könnte die Kapazität Amazoniens, das Treibhausgas aufzunehmen, in den vergagangenen 25 Jahren gar um die Hälfte gesunken sein. Einen Grund dafür sehen die Wissenschaftler in der um über ein Drittel gestiegenen Mortalität der Bäume, die sie wiederum auf Stürme, Trockenheit und ebenso auf die höheren Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre zurückführen.
Seit drei Jahrzehnten untersucht ein internationales Team von beinahe hundert Wissenschaftlern die Kapazität des tropischen Amazonas-Regenwaldes Kohlendioxid aufzunehmen. Sie haben in der über sechs Millionen Quadratkilometern umfassenden brasilianischen Amazonasregion 321 Mess-Stellen eingerichtet und 200.000 Bäume untersucht. Jetzt haben sie in der Zeitschrift Nature einen Artikel veröffentlicht, der unter Umständen das bisherige Berechnungsmodell über den Klimawandel auf den Kopf stellen könnte.
In den vergangenen Jahrzehnten galt der Regenwald als gigantische Kohlenstoffsenke. Seit 1990 wurden jedoch laut den Wissenschaftlern um Roel Brienen von der Universität Leeds geringere Mengen an Kohlendioxid gebunden, was unter anderem auf die um ein Drittel erhöhte Mortalität der Bäume zurückgeführt wird. Dazu beigetragen haben drei extreme Ereignisse. Im Januar 2005 hat laut den Forschern ein Sturm eine 200 Kilometer breite Schneise vom Westen bis zum Atlantischen Ozean in den Wald geschlagen und nach Schätzungen 500 Millionen Bäume mit einem Durchmesser von mehr als zehn Zentimetern umgelegt.
Im gleichen Jahr und ebenso 2010 wurden zudem extreme Dürren in der Regenwaldregion verzeichnet. Nach diesen Ereignissen sei eine negative Kohlenstoffbilanz registriert worden, wie Niro Higuchi vom brasilianischen Institut für Amazonasforschung (Inpa) ausführt. Er verweist allerdings auch darauf, dass die nachwachsenden Bäume wieder Kohlendioxid binden.
Angesichts des Klimawandels sei in Zukunft verstärkt mit extremen Wetterereignissen zu rechnen, so Higuchi. Das erhöhte Absterben der Bäume führt Roel Brienen aber auch auf den Kohlendioxidüberschuß in der Atmosphäre zurück. Für die Photosynthese ist das Treibhausgas entscheidend. Im Übermaß führt es jedoch auch zu einem schnellern Wachstum und somit zu einer Kurzlebigkeit der Bäume.