Besonders die Portugiesen haben die Ananas in der ganzen Welt verbreitet – durch sie gelangte die Pflanze auch ins tropische Indien (1550) – und noch bevor das 16. Jahrhundert zu Ende ging, kannte man sie in den meisten Tropenregionen unseres Planeten und versuchte sich in ihrer Kultivierung. In Europa begann man im 18. Jahrhundert, sie in gläsernen Treibhäusern zu ziehen. Allerdings war der Handel durch die geringe Haltbarkeit der Früchte lange Zeit begrenzt. Dieses Problem wurde ab dem 19. Jahrhundert überwunden, indem die Karibik nunmehr ganze Pflanzen exportierte – bevorzugter Abnehmer waren die USA – Europas Früchte wurden von den Azoren importiert.
Auf dem hawaiianischen Archipel begann man Ende des 19. Jahrhunderts mit einem mechanisierten Anbau und einer industrialisierten Verarbeitung der beliebten Früchte – mit dem Erfolg, dass nun Hawaii zum führenden Ananas-Exporteur aufstieg. Im deutschen Sprachraum ist es immer noch üblich, Gerichte, zu denen man Ananas benutzt, mit Hawaii zu assoziieren – wie zum Beispiel beim „Hawaii-Toast“ oder bei einer „Hawaii-Pizza“ oder etwa beim „Salat Hawaii“. In den 50er Jahren ging dann die Vorherrschaft der Hawaiianer zu Ende, als erst die Philippinen und dann Thailand soweit waren, ihre Ananas-Früchte an die Spitze des Weltmarkts zu befördern.
Die Ananas-Pflanzen lassen sich relativ simpel vermehren – meist über Ableger. Eine Vermehrung durch Samen wird meist verworfen, denn eine Aufzucht bis zur Fruchtreife dauert zu lange – und die Fruchtqualität kann durch Fremdbefruchtung nicht garantiert werden.
Eine Ananas besitzt einen reichen Vitamingehalt – vorwiegend Vitamin C und zahlreiche Mineralien – sie ist reich an Enzymen (Bromelien) und weiteren Vitaminen E, A, B1, B2 und B6. Des Weiteren kommen in der Frucht Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink, Jod, Karotin und Niacin vor.
Tillandsien
Nachdem wir die Ananas comosus als eine typische Vertreterin der terrestrisch wachsenden Bromeliengewächse beschrieben haben, können wir natürlich nicht umhin, auch auf die epiphytisch wachsenden Gattungen der Bromeliaceae einzugehen – und dafür bietet sich die Gattung Tillandsia an, die mit mehr als 500 Arten die weitaus grösste Familie der Bromeliengewächse darstellt. Ihren wissenschaftlichen Namen bekam diese Gattung 1738 von Karl von Linné, der damit ihren Entdecker, den finnischen Biologen Elias Tillands (1640-1693) ehrte.
Diese eigenartigen Pflanzen leben, ich sagte es bereits, wurzellos auf anderen Trägerpflanzen – dies bezeichnet die Wissenschaft als „epiphytische Lebensweise“. Trägerpflanzen sind in der Regel Bäume und Kakteen. Dass es auch andere Tillandsien gibt, die auf Felsen (also lithophytisch) existieren (auch auf Dächern und sogar Telefonleitungen), haben wir ebenfalls schon erwähnt. Von den Tillandsien leben nur vereinzelte Arten auf dem Erdboden.
Man unterscheidet bei ihnen „grüne“ und in „graue“ Arten: Erstere bevorzugen ein feuchtes, kühles Klima, was sie auf dem Boden (terrestrisch) oder den unteren Etagen des Regenwaldes finden. Während die grauen Arten trockene Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit bewohnen – sie lieben direkte Sonnenbestrahlung und haben sich aus diesem Grund in höher gelegene Waldgebiete, auf Felsen und manchmal auch auf dem Boden angesiedelt.
Als Pflanzen ohne Wurzeln sind sie hochgradig spezialisiert in ihrer Lebensweise. Sie sehen grau oder silbrig aus, weil ihre Blätter ganz dicht von mikroskopisch kleinen Saugschuppen (Trichomen) bedeckt sind – komplex konstruierte Härchen, die von einer jungen Pflanze auf den Blättern gebildet werden, aber auch bald wieder vertrocknen. Die toten Zellen dieser Haare oder Schuppen sind luftgefüllt und reflektieren das Licht – dadurch erscheint die Blattoberfläche silbrig-weiss (bei den grünen Arten sind kaum Trichome vorhanden). Wenn sich die Saugschuppen vollgesogen haben, erscheint die Pflanze wieder grün – jetzt kann sie auch mehr Licht absorbieren. Nach Trocknung der Oberfläche wird die Pflanze wieder „weiss“. Ihre Schuppen dienen ihr auch als Sonnen- und Verdunstungsschutz. Tillandsien können Tau- und Nebeltropfen aufsaugen, und manchen lithophytischen Arten genügt das zum Überleben. Mineralstoffe filtern sie aus den winzigen Mengen Staub, der durch den Wind heran geweht wird und deren mikroskopisch kleine Nährstoffteilchen sich im angesammelten Wasser auflösen.
Es ist eine weit verbreitete irrtümliche Meinung, dass Tillandsien parasitisch leben würden – sie verankern und stützen sich lediglich auf eine andere Pflanze, entziehen ihr aber keinerlei Nahrung ! Die Wurzeln – so denn einige Arten solche besitzen – haben keine Wurzelhaare zur Aufnahme von Nährstoffen oder Wasser.
Die Reproduktion der Tillandsien geschieht auf zweierlei Art: Einmal mittels Bestäubung und Samenbildung – weil sie sich nicht selbst befruchten können, brauchen sie dazu den Pollen einer anderen, gleichartigen Pflanze. Zum zweiten mittels Ablegern, die sich am Stamm der Mutterpflanze entwickeln. Bis zur Blüte braucht eine Tillandsie viele Jahre. Und nachdem sie Früchte hervorgebracht hat, ist das ihr Ende – sie stirbt ab.
Begehrt und beliebt sind die Tillandsien in erster Linie wegen ihrer kuriosen Lebensweise und ihren attraktiven Blüten. Sie werden häufig in Gärtnereien und Blumenläden ausgestellt. Einige stammen, trotz Exportverbot ihrer Ursprungsländer, aus Wildbeständen. Aus den schwer kontrollierbaren Regenwaldregionen sind einige Arten bereits verschwunden – man bemüht sich allerdings, wildwachsende Arten in ihren Heimatterritorien zu kultivieren, um sie anschliessend mit entsprechenden Papieren zu exportieren. Beim Kauf sollten Sie deshalb auf entsprechende Papiere achten!
Bei verschiedenen Tillandsia-Arten hat man eine Art von Symbiose mit bestimmten Ameisenvölkern beobachtet. Dies sind Arten, deren Blätter besonders dicht zusammen stehen und so eine Art Wetterschutz bilden – bestimmte „Kammern“ bleiben so permanent trocken – und in ihnen bauen die Ameisen ihr Nest. Im Gegenzug wehren sie Fressfeinde ihrer Gastgeberpflanze ab. Man vermutet sogar, dass die Tillandsie darüber hinaus von Nährstoffen des Ameisenkots profitiert.
Andere Tillandsien entwickeln eine Art von Zwiebel, die der Wasserspeicherung dient. Wegen ihrer epiphytischen Lebensweise ergibt sich das Kuriosum, dass diese Zwiebeln nicht im Boden liegen, sondern in der Luft von den tragenden Ästen herabhängen.