Der Druck auf die brasilianische Regierung zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes wächst. Nachdem sich internationale Investoren mit einem offenen Schreiben bei den brasilianischen Botschaften für die Erhaltung des Amazonas-Regenwaldes eingesetzt haben, fordern nun auch brasilianische Unternehmen Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Kahlschläge sowie den Aufbau einer nachhaltigen und kohlendioxidarmen Wirtschaft.
In einem Brief haben sich nun 38 Inhaber großer, internationaler und brasilianischer Unternehmen an Brasiliens Vize-Präsident Hamilton Mourão, den Obersten Gerichtshof und die Präsidenten des Kongresses gewandt. Sie fordern umfassende Maßnahmen zur Einschränkung der illegalen Rodungen in der Amazonas-Region und anderen Biomen Brasiliens, den Erhalt der Artenvielfalt und eine “grüne“ Wirtschaft.
Neu ist, dass auch Unternehmen der Agroindustrie zu den Unterzeichnern gehören sowie Verbände aus dem Forst- und Landwirtschaftsbereich. Ganz uneigennützig ist ihr Aufschrei nicht. Wegen des Negativbildes beim Umweltschutz befürchten Unternehmer, Investoren und Exporteure von landwirtschaftlichhen Produkten Einbußen.
In einer virtuellen Konferenz wollte Vize-Präsident Hamilton Mourão, der als Koordenator der Maßnahmen in der Amazonas-Region eingestzt wurde, Investoren zur Finanzierung von Projekten im Umweltschutzbereich überreden. Die Investoren pochten indes auf konkrete Ergebnisse beim Regenwaldschutz.
Nachdem im vergangenen Jahr eine hohe Zahl an Großbränden in der Amazonas-Region weltweit für Aufsehen gesorgt haben, wird die Kritik an der Umweltpolitik des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro und seines Umweltministers Ricardo Salles immer größer.
Beiden wird vorgeworfen, den Umweltschutz zu Gunsten einer wirtschaftlichen Ausbeutung der Natur aufzuweichen. Belegt wird dies durch verschiedene Maßnahmen, Dekrete und vorläufige Regelungen.
Zugenommen hat auch die Zerstörung des Regenwaldes. Allein zwischen Januar und Mai dieses Jahres hat das Raumforschungsinstitut Inpe über das Warnsystem Deter 2.032 Quadratkilometer möglicher Rodungsflächen registriert, 34 Prozent mehr als 2019 im gleichen Zeitraum.
Auch bei den Bränden wird eine neue Katastrophe befürchtet. Während in der Amazonas-Region derzeit die Trockenperiode einsetzt, werden schon jetzt Rekorde verzeichnet. Im Juni registrierte das Inpe 2.248 Brandherde. Eine so hohe Zahl wurde seit 2007 nicht mehr erreicht.