Die Geräuschkulisse des Amazonas-Regenwaldes verrät so einiges über ihn. Mit ihr lässt sich beispielsweise feststellen, welche Tierarten dort leben. Forscher können aus den Tonaufnahmen aber noch mehr herauslesen. In einem einzigartigen Projekt haben haben Wissenschaftler des brasilianischen Instituto Tecnológico Vale über 16.000 Minuten Waldgeräusche aufgezeichnet und jetzt damit begonnen, diese auszuwerten.
Gesammelt wurden die Hörproben mit speziellen Geräten, die an 14 verschiedenen Stellen im Nationalwald Carajá an Bäumen aufgehängt wurden. Etwa 7.000 Minuten sind bereits von Vogelexperten des Museu Paraense Emílio Goeldi analysiert worden. Bei den bisherigen Auswertungen haben die Ornothologen festgestellt, dass die Vogelgesänge von mindestens 230 verschiedenen Vogelarten stammen. Darunter waren auch so seltene Arten wie der Vulturine-Papagai (Pyrilia vulturina).
Zu hören sind ebenso Buschhunde, Riesenotter, Puma, Affen, wie der Rotrückensaki oder Rothand-Brüllaffe und ebenso Insekten. Allerdings müssen die Beiträge von Amphibien, Säugetieren, Insekten und anderen Tierarten für die Biodiversitätsliste noch ausgewertet werden. Das soll unter anderem mit Hilfe von speziellen Computerprogrammen geschehen, die in Bibliotheken und Forschungsinstutiten bereits vorhandene Tonaufnahmen bestimmter Tierarten automatisch mit den Aufzeichnungen aus dem Floresta Nacional de Carajás vergleichen.
Schon jetzt zeigen die Aufnahmen laut den Forschern um Projektleiterin Tereza Giannini jedoch Kuriositäten. So verändert sich die Intensität der Geräuschkulisse im Verlauf des Tages. Still ist es im Amazonas-Regenwald indes nie. Während nachts die meisten Vögel ruhen, sind statt ihnen Zikaden und andere Tieraten zu hören.
Erstaunt hat die Wissenschaftler auch, dass sich die an 14 verschiedenen Stellen aufgenommenen Geräuschkulissen kaum voneinander unterscheiden. Die Klanglandschaften der Aufnahmen in dichteren Waldstücken seien ähnlich der Waldstücke, die zeitweise trocken liegen, so die Forscher.
Für die Wissenschaft bedeutet das Projekt schon jetzt einen Erfolg. Bewiesen haben sie mit ihm bereits, dass sich mit Hilfe von Tonaufnahmen die Biodiversität des Regenwaldes belegen lässt. Der Aufwand dazu ist zudem geringer, als dies der Fall mit Exkursionen wäre.