Der Amazonas-Regenwald ist Heimat von mindestens 15 Arten von Süßwasserschildkröten. Die Zahl der Schildkrötenarten kann allerdings wesentlich höher sein, als bisher bekannt ist. Bekräftigt wird dies durch den jüngsten Fund einer neuen Süßwasserschildkrötenart im Osten des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes, der Mesoclemmys jurutiensis.
Sie hält einen Sommerschlaf, um der Trockenperiode zu entkommen und ist die Nummer 16 der Süßwasserschildkröten Amazoniens.
Geschehen ist die Entdeckung zufällig. Der Biologe und Schildkrötenfan Fábio Andrew Cunha hatte seine Freizeit dazu genutzt, im vom Regen geformten Wasserstellen nach bereits bekannten Schildkrötenarten zu suchen.
In einer dieser Wasserstellen zog er allerdings eine Schildkröte an Land, die der Wissenschaft bisher unbekannt war, eine etwa 20 Zentimeter große Schildkröte mit rot-braunem Panzer auf der Oberseite und einem dunkelgelben Bauchpanzer.
Zugetragen hat sich das schon im März 2018. Seitdem hat der Biologe versucht, mit Unterstützung der Universität Pará (UFPA) und dem Amazonasforschungsinstitut INPA mehr über den Fund herauszufinden und nachzuweisen, dass es sich tatsächlich um eine neue Art handelt.
Geholfen haben ihm dabei auch die Flußanlieger der Region. Sie haben den Biologen aktiv bei der Suche nach weiteren Exemplaren unterstützt.
Mit Molekuartests, Studien und Vergleichen ist dann letztlich der Nachweis gelungen, dass es sich um eine bisher nicht registrierte Schildkrötenart handelt. Sie lebt im dichten Regenwald in vorübergehenden Wasserstellen und ernährt sich vor allem von Wasserinsekten und Kaulquappen.
Herausgefunden hat das Forschungsteam um Cunha ebenso, dass die neue Schildkrötenart eine Art Sommerschlaf hält. Während der Sommer- oder Trockenzeit Amazoniens reduziert sie über mehrere Monate hinweg, ähnlich wie Bären beim Winterschlaf, ihren Stoffwechsel, um die Zeit mit einem geringeren Nahrungsangebot unbeschadet zu überstehen. Beim Einsetzen der Regenfälle taucht sie wieder auf, wie Cunha erklärt.
Veröffentlicht wurde die Neuentdeckung im Wissenschaftsmagazin Chelonian Conservation and Biology.