Nach 15 Jahren mit Protesten und gerichtlichen Streitverfahren hat das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt die Stromproduktion aufgenommen. Die Kritik an Belo Monte und seiner Durchsetzung ist damit allerdings nicht verhallt. Das “Movimento Xingu Vivo para Sempre“ und Staatsanwälte legen eine lange Liste mit polemischen Punkten vor.
Selbst diejenigen, die einst den Bau des gigantischen Kraftwerkes am Fluß Xingu inmitten des Amazonas-Regenwaldes befürwortet haben, sind mittlerweile zu Kritikern geworden, wie es vom Movimento Xingu Vivo heißt. Zu den versprochenen Verbesserungen der Lebensqualität sei es bisher nicht gekommen.
Staatsanwalt Ubiratan Cazetta spricht von übermäßig hohen sozialen und Umweltkosten, einem “Etnozid“ und einem Scheitern des von Brasilien angestrebten Modells einer nachhaltigen Entwicklung. Insgesamt 26 Aktionen sind in den vergangenen Jahren vallein om Staatsministerium des Bundesstaates Pará im Zusammenhang mit dem Bau des Wasserkraftwerkes geführt worden. Unter anderem haben sie das Übergehen der dort lebenden Indiovölker betroffen und die Nichteinhaltung von Vorgaben, um soziale und ökologische Auswirkungen einzugrenzen.
(Ex)Präsidentin Dilma Rousseff hat bei der Einweihung hingegen auf den Fortschritt Brasiliens verwiesen, der durch den Bau vor allem die nördliche Region des Landes fördern soll. Bisher sind zwei Turbinen mit einer Leistung von etwa 650 Megawatt in Betrieb gegangen.
Bis 2019 sollen weitere Folgen. Dann soll das 30 Milliarden Reais teure Wasserkraftwerk (umgerechnet derzeit etwa 7,5 Milliarden Euro) eine Kapazität zur Stromversorgung von 60 Millionen Menschen aufweisen, was 40 Prozent des Verbrauchs der Privathaushalte entspräche. Von etlichen Experten wird dies angesichts des Wasserregimes des Xingu bezweifelt.
Zu der Kritik des autoritären Durchsetzungsstils von Belo Monte und seinen enormen sozialen und ökologischen Auswirkungen kommen mittlerweile Untersuchungsverfahren zu überteuerten Preisen beim Bau hinzu. Genannt wurde es auch bei den Ermittlungen zum Korruptionsskandal “Lava Jato“. Die Rede ist von Schmiergeldern in dreistelliger Millionenhöhe.