Mit über 200.000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde gilt der Amazonas als der wasserreichste Fluss der Welt. Nach den Plänen des Gouverneurs José Melo, sollen ihm kurz vor der Mündung in den Atlantik ein Prozent entnommen werden, um den Südosten und zentralen Westen Brasiliens mit Trinkwasser zu versorgen.
Die südlichen Regionen leiden seit zwei Jahren unter einem Mangel an Niederschlägen. Etliche der Trinkwasserreservoirs weisen lediglich 30 Prozent oder weniger von ihrer Kapazität auf. Laut Gouverneur José Melo würde die Pipeline zu keinerlei Umweltbeeinträchtigungen führen. Von einigen Experten wird dies angezweifelt. Sie führen Bauprojekte wie Straßen und Wasserkraftanlagen in der Amazonas-Region an, in deren Umgebung die illegale Abholzung und Inbesitznahme von Land steigt.
Statt mit einer Umleitung des Amazonasflusses für weitere Kahlschläge zu sorgen, fordern sie, den Regenwald effektiv zu schützen. Studien haben gezeigt, dass der Amazonas-Regenwald für die Niederschläge im Südosten und zentralen Westen Brasiliens eine erhebliche Rolle spielt. Die Trockenheit in diesen Regionen ist durch die nach wie vor anhaltenden Abholzungen deshalb hausgemacht, so die Wissenschaftler. Ein weiteres vermeidbares Problem ist die Vergeudung wertvollen Trinkwassers durch Lecks im bestehenden Rohrsystem.
Gouverneur José Melo sieht in der Pipeline indes eine Möglichkeit, Finanzmittel in die Amazonas-Region zu ziehen. Er will für die Wasserentnahme aus dem Amazonas Ausgleichszahlungen fordern, die nach seinen Worten der Region zugute kämen.