Zwei neue Orchideen-Spezies wurden erst kürzlich im Umkreis der Stadt Manaus vom Stipendiat des Nationalen Forschungsinstituts Amazoniens (Inpa), Jefferson José Valsko, entdeckt. Die als ornamental und als Königin der Blumen eingestufte Pflanze, gehört zu den meist gesuchten Spezies als Geschenk, zum Dekorieren von Residenzen und sogar als Gewürz.
Die neu entdeckten Arten wurden getauft als Dichaea bragae und Anathallis manausesis. Diese Namen ehren den verstorbenen Forscher der Inpa Pedro Ivo Soares Braga, der bedeutende Studien über Orchideen in Amazonien durchgeführt hat.
Die Dichaea bragae ist eine kleine Hängepflanze, sie erreicht fünf Zentimeter Länge, ihre Blüte kommt ebenfalls etwa auf fünf Zentimeter und präsentiert eine sogenannte Labellum-Struktur, das ist ein modifiziertes Blütenblatt (labellum=Lippe) als Landebasis für die bestäubenden Insekten.
“Wir haben festgestellt, dass das Labellum dieser Spezies vollkommen verschieden von jenen Arten war, die wir studierten“, erklärte der Stipendiat Jefferson, von Beruf Biologe und Meister der biologischen Diversität.
Die Orchidee Anathalis manausesis, so der Forscher, besitzt lediglich eine Grösse von drei Millimetern, und ihr Blatt misst weniger als einen Zentimeter. Sie gilt als die kleinste aller bereits beschriebenen Orchideen. “Sie ist eine Mikroorchidee, wir brauchten ein Mikroskop, weil ihre Blüte so klein ist, und ihr Labellum geradezu winzig und mit Haaren bedeckt, wodurch sie sich ebenfalls von allen bisher beschriebenen Arten unterscheidet“, erklärt Jefferson.
Wie die Inpa angibt, sind in Brasilien mehr als dreitausend Orchideenarten registriert. In Amazonient etwa 300. Nach Aussage des Biologen weisen die Orchideen Amazoniens ähnliche Charakteristika auf wie jene anderer Regionen. Man findet sie vor allem in den sogenannten “Campinaranas amazônicas“, das sind Areale mit sandigen Böden, und auch in den Kronen der Bäume.
“Orchideen bevorzugen ein diffuses Licht, deshalb sind die Baumkronen für sie das ideale Ambiente. Wenn man hier durch einen dichten Regenwald geht – einen Wald mit Bäumen bis zu 25 oder 30 Metern Höhe, kann man die Orchideen nicht entdecken“, erklärt er.
Der Forscher führt weiter aus, das deshalb viele Leute meinen, dass Orchideen in Amazonien selten sind. “Dabei befinden sich diese Spezies innerhalb des dichten Blattwerks der Baumkronen. Während man in den “Campinaranas“, wo die Bäume wesentlich kleiner sind, man die Orchideen viel leichter entdecken kann“.
Jefferson erklärt auch, dass die Orchideen von grosser Bedeutung für die Natur sind, weil sie eine nicht unbedeutende Rolle im Kohlendioxyd-Kreislauf spielen – mittels Fotosynthese und Atmung. Ausserdem locken sie ganz spezifische Insekten zur Bestäubung an. “Einige werden nur von Bienen bestäubt, andere von Schmetterlingen, Vögeln oder Fliegen“.
Die Equipe von Jefferson José Valsko hat in den vergangenen vier Jahren weitere drei neue Orchideen-Spezies in Amazonien entdeckt: Dichae Diminuta, Dichae fusca und die Anathallis roseopapillosa.