Nachts, in Neumondnächten leuchtet in einigen Regionen des Amazonas-Regenwaldes der Boden. Hinter dem magischen Licht stehen lumineszierende Pilze. Von denen haben brasilianische Forscher nun eine neue Art entdeckt. Beeindruckt von dem Phänomen haben sie zudem ein kostenlos erhältliches Buch über die Geschichte der Entdeckung herausgegeben.
Alles fing mit der Neugier der Pilzexpertin Noemia Ishikawa an. Der indigene Aktivist Aldevan Baniwa hatte ihr vom Leuchten des Waldes erzählt und ihr und ihrem Freund eines Nachts in der Nähe von São Gabriel da Cachoeira gezeigt, wie Blätter und am Boden liegende Zweige im Dunkeln leuchten. Aus der Literatur war den beiden das Phänomen bekannt. Es aber tatsächlich zu erleben, hat sie so begeistert, dass sie eine Lawine losgetreten haben.
Über das Amazonasforschungsinstitut Inpa haben Naomi Ishikawa, Takehide Ikeda und Aldevan Baniwa das Buch „Lights in the Forest“ herausgegeben. Untermalt wurde die Entdeckungsgeschichte der leuchtenden Pilze mit Bildern der Künstlerin Hadna Abreu. Ziel war es, Neugier zu erwecken und den Lesern die Einzigartigkeit des Amazonas-Regenwaldes zu vermitteln.
Mittlerweile kann das Buch nicht nur in portugiesischer, spanischer oder englischer Sprache kostenlos heruntergeladen werden, sondern ebenso in verschiedenen indigenen Sprachen.
Mit dem Buch alleine war es nicht getan. Andere Forscher haben sich vom Enthusiasmus Noemias anstecken lassen. 2018 haben Biologen dann über ein Projekt des Wissenschaftlers Jadson Oliveira einen weiteren Leuchtpilz entdeckt. Nach eingehenden Analysen ist der nun kürzlich als neue Art anerkannt worden. Genannt wurde er Mycena cristinae, in Gedenken an die unlängst verstorbene Forscherin Cristina Maki.
Das Prinzip der leuchtenden Pilze wird durch eine ähnliche chemische Reaktion ausgelöst, wie bei Glühwürmchen. Ob die Pilze leuchten, um Insekten anzuziehen, die ihre Sporen verbreiten, oder ob es nur ein zufälligs Produkt bei den Zersetzungsprozessen des organischen Materials ist, wissen die Forscher noch nicht.
Feststeht jedoch, dass das Phänomen beeindruckt. “Wenn du einen lumineszierenden Pilz im Wald siehst, scheint es, als würdest du einen Sternenhimmel am Boden sehen“, umschreibt Jadson Oliveira seine Erlebnisse mit den Leuchtpilzen. Die sind nicht mehr nur Forschern vorbehalten.
Ins Leben gerufen wurde ebenso das Projekt “Micoturismo“, über das Touristen in der Region von Belém nächtliche Exkursionen ins Reich der Leuchtpilze angeboten werden.
Aldevan Baniwa, der mit seinen Erzählungen den Stein ins Rollen gebracht hat, ist hingegen unglücklicherweise im vergangenen Jahr an den Folgen von Covid-19 gestorben.