Nach dem Niedergang des Gummi-Booms wurde es still in der ehemals prunkvollen Hauptstadt des Regenwaldes. Wer es sich leisten konnte, war in eine der Grossstädte an der Küste geflohen, um dort ein neues Leben anzufangen – Belém, zum Beispiel, Recife, Salvador oder gar Rio de Janeiro, die unerschüttert vom fernen Gummi-Boom im Urwald, dieselbe geblieben war – die vibrierende Hauptstadt aller Brasilianer.
An Manaus erinnerte man sich erst wieder rund 30 Jahre später, in den Fünfzigern. Die Regierung suchte nach Mitteln und Wegen, wie sie Amazonien ins brasilianische Wirtschaftssystem einbeziehen könnte, um für die lokale Bevölkerung Arbeitsplätze zu schaffen und ihr ein kontinuierliches Einkommen zu sichern. Der Wendepunkt kam 1967 mit dem Vorschlag einer “Freihandelszone in Manaus“ – und die wurde prompt von der Regierung eingerichtet. Die Hauptstadt von Amazonas verwandelte sich in ein Handelszentrum für importierte Güter aus aller Welt und zog rasch Hunderte von ausländischen Fabrikationsstätten nach sich, die nunmehr in Manaus wegen vielgestaltiger Steuer- und Zollnachlässe billig produzieren konnten, und im riesigen Land Brasilien auch die meisten Abnehmer für ihre Produktion direkt vor der Tür hatten.
Mit der Freihandelszone erlebte die Stadt im Urwald erneut ein schnelles Wachstum der Bevölkerung: In den 60er Jahren überschritten ihre Einwohner die 200.000-Marke – erreichten 900.000 in den 80er Jahren, 1,5 Millionen im Jahr 2002 und 3.483.985 bei der letzten Volkszählung 2010 – nach Angaben des “Instituts für Geografie und Statistik“ (IBGE).
Der Industriepark von Manaus besteht heute aus mehr als 400 weltweit operierenden Unternehmen, die mehr als 50.000 direkte Arbeitsplätze geschaffen haben – und 350.000 indirekte – allein in den Stadt Manaus, weitere 20.000 in anderen Bundesstaaten der Region. Das von der Freihandelszone geschaffene Kapitalvolumen liegt höher als 10 Milliarden US$.