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Der Gummi-Boom

Veröffentlicht am 25. November 2011 - 13:47h

Die Gummibarone geleiteten ihre Frauen in ihren schweisstreibenden Pelzmänteln, zum neu errichteten Opernhaus mit seinem barocken Interieur. In ihren riesigen und luxuriös eingerichteten Villen am Praça São Sebastião (Platz des Heiligen Sebastian) unterhielten sie sich darüber, dass Manaus in Kürze Rio de Janeiro als neue Hauptstadt Brasiliens ablösen würde.

Sie liebten es, sich ihre Zigarren in der Öffentlichkeit mit hochwertigen Geldscheinen anzuzünden und ihre schmutzige Wäsche nach Paris in die Reinigung zu schicken. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Manaus der Mittelpunkt der Welt für Gummi. Dieser Gummi-Boom brachte seinen Bürgern so viel Geld ein, das ein Diamantenhändler damals schätzte, dass in Manaus mehr Diamanten über den Tisch gingen als irgendwo anders auf der Welt.

Der Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, Eduardo Gonçalves Ribeiro, tönte damals: “Ich habe ein Dörfchen vorgefunden und aus ihm eine moderne Stadt gemacht“! Und das war gar nicht übertrieben. Die Bewohner erfreuten sich an einer der ersten elektrischen Strassenbeleuchtungen der Welt und dem ersten elektrisch betriebenen Strassenbahnensystem in Südamerika. Sie hatten verlegten Gas- und Wasseranschluss in ihren Villen.

Eine prachtvolle moderne Stadt war mitten im Regenwald von Amazonien entstanden, und sogar der Stahl-König jener Zeit, Andrew Carnegie, soll einmal bemerkt haben: “Ich hätte auf Gummi setzen sollen“! Jedermann war davon überzeugt, dass dieser Reichtum nun für immer wäre. Niemand dachte an einen Engländer der bereits 1876 die Basis des Reichtums jener Gummibarone “gestohlen“ hatte. Dieser “Dieb“ würde Brasiliens Monopol für Gummi innerhalb weniger Jahrzehnte stürzen – vom Gummi-Boom würde in Manaus nichts weiter übrig bleiben als die Erinnerung.

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