Es gibt Bromelien, die mit ihren Blättern trichterförmige Gefässe bilden, in denen sich das Regenwasser sammelt. Diese winzigen Zisternen sind ein Biotop für sich – in ihnen leben zum Beispiel verschiedene kleine Baumfrösche, verschiedenen Insekten dienen die kleinen Teiche als Brutstätte für die Larven – und sogar Wasserpflanzen siedeln sich darin an.
Ein paar Bromelienarten haben sich im Lauf der Evolution sogar zu fleischfressenden Pflanzen entwickelt, wie die Brocchinia oder die Catopsis. Sie bilden mit ihren Blättern einen Blattrichter, dessen Wände in diesem Fall so rutschig sind, dass die Insekten ins stehende Wasser hineinrutschen und ertrinken. Es ist noch nicht erwiesen, ob die Pflanzen eigene Enzyme für die Verdauung der Beute bilden, oder ob sie sich dazu der Hilfe von Bakterien bedienen.
Tiere, in erster Linie Vögel (vor allem Kolibris) und Fledermäuse, sind die regelmässigen Bestäuber von Bromelien – ausgenommen die Navia-Arten, die durch den Wind bestäubt werden. Die Pflanzen danken es den Kolibris, indem sie relativ grosse Mengen Nektar produzieren.
Der Mensch nutzt die Bromeliengewächse relativ wenig – es sei denn, als Verschönerung seines Gartens und zur Landschaftsgestaltung in öffentlichen Parkanlagen. Allerdings macht da die allbekannte Ananas die Ausnahme – sie liefert, ausser der wohlschmeckenden Frucht, auch Fasern, die in der Industrie Verwendung finden. Fasern bezieht man auch von der Neoglaziovia variegata, die man hierzulande „Caroa“ nennt. Das proteinspaltende Enzym „Bromelain“ wird aus Verwandten der Ananas gewonnen – um Fleisch zarter zu machen. Die Tillandsia usneoides (Trivialname „Spanisch Moos“) wird oft als Polstermaterial fragiler Verpackungen benutzt. Einige Arten mit starken Dornen an ihren Blättern, werden von lokalen Grundbesitzern als lebender Zaun angepflanzt – zum Beispiel bieten sich Arten aus der Gattung Bromelia darfür an. Aus der Bromelia karatas und der Bromelia laciniosa (man nennt sie im brasilianischen Sertão auch „Macambira“) stellen die Einheimischen eine Art Stärke her, indem sie die Pflanzen kochen, mahlen und in der Sonne trocknen. Man isst die Beerenfrüchte der Greigia sphacelata. Aus den Blütenständen der Puya chilensis bereiten die lokalen Bewohner einen wohlschmeckenden Salat . . .
Viele Bromeliengewächse sind vor allem beliebte Zierpflanzen, die recht lange blühen, und die sich auch für einen Standort innerhalb des Hauses gut eignen. Zu diesen dekorativen Arten für einen Verkauf gehören: Die Aechmea fasciata – eine der bekanntesten und deshalb weit verbreitesten Bromelienarten aus dem brasilianischen Regenwald – natürlich auch einige Vriesea-Hybriden, wie die Vriesea splendens – das „flammende Schwert“, dessen Vorfahren ebenfalls aus Brasilien stammen – verschiedene Arten der Ananas comosus sind sicher wegen ihrer interessanten Fruchtbildung eine gute Wahl, und aus ein paar Tillandsien-Arten, die sich auf einer Korkrindenunterlage festklammern, kann man sehr dekorative Balkon- oder Zimmerdekorationen zaubern.
Ananas
Die Ananas comosus ist eine allseits bekannte und typische Pflanzenart aus der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Ursprünglich stammt sie aus den tropischen Gebieten Südamerikas und hat sich längst über alle weiteren tropischen Regionen unseres Planeten ausgebreitet, was nicht zuletzt ihrer köstlich schmeckenden, saftigen Frucht zu verdanken ist. Ihre sukkulenten Fruchtstände werden entweder frisch verzehrt, zu Saft verarbeitet, oder in natürlichem Zustand halbreif, sowie als Konserven, exportiert.
Ihr Trivialname „Ananas“ ist abgeleitet von dem Wort „Naná“ aus der indigenen Guarani-Sprache. Die Bezeichnung „comosus“ (schopfig), aus dem Latein, deutet den Blattbüschel an, der sich oberhalb der Frucht bildet.
Ananas-Arten sind ausdauernde, krautige Pflanzen und sind im Boden verwurzelt (terrestrisches Wachstum), während zahlreiche andere Bromeliaceae epiphytisch wachsen (dazu kommen wir noch).
Die vom Klima her günstigsten Gebiete für ihren Anbau befinden sich in den Tropen zwischen 25o nördlicher und 25o südlicher Breite. In der Nähe des Äquators wächst sie auf Plantagen bis 1.500 Metern Höhe, weiter entfernt nur bis auf 500 Meter. Sie bevorzugt eine Temperatur zwischen 24o und 30°C – weniger als 20°C blockieren das Wachstum. Auch die Frequenz der Niederschläge ist von Bedeutung, um optimale Bedingungen für die Fruchtreife zu schaffen. Mindestens 900 mm pro Jahr sind dazu notwendig. Hinsichtlich der Bodenqualität sind die Ansprüche der Pflanze vergleichsweise gering – sandige Böden mit guter Wasserdurchlässigkeit sind bestens geeignet.
Historisch kann man die Ananas bis in präkolumbianische Zeiten zurückverfolgen. Damals war sie bereits über weite Teile Südamerikas, bis in den Norden Mexikos verbreitet. Die Europäer entdeckten ihre Reize durch Kolumbus, der diese Früchte 1493 anlässlich seiner zweiten Expedition von den Eingeborenen auf Guadeloupe geschenkt bekam. André Thevenet hat das Wort „Ananas“ zum ersten Mal in einem Bericht von 1555 erwähnt.