Forscher haben im peruanischen Amazonas-Regenwald einen Vogel entdeckt, der eine kuriose Überlebensstrategie entwickelt hat. Sein Junges ahmt eine giftige Raupe nach und schützt sich damit vor Nesträubern. Wie die Wissenschaftler in einem kürzlich im Magazin “The American Naturalist“ veröffentlichten Artikel ausführen, kommt die tropische Vogelart in einer Region vor, in der die Rate des Nestraubs sehr hoch ist.
Auf dem ersten Blick sieht das Vogeljunge mit dem wissenschaftlichen Namen Laniocera hypopyrra und seinem knallig orange farbenem Gefieder eher auffällig aus. Dass es dennoch von Räubern als Nahrung verschmäht wird, verdankt es jedoch ausgerechnet seinem auffälligen Aussehen.
Entdeckt haben die Forscher das Nest mit dem seltsamen Vogel im Herbst 2012 bei einer Langzeitstudie im Pantiacolla Lodge am Rio Madre de Dios im Südosten Perus. Es war das zweite Nest einer Rotbüschelaulia, das bis dato überhaupt gefunden wurde. Die darin erst kürzlich geschlüpften Vogeljungen waren mit dem auffälligen Daunenkleid ausgestattet, das sich von allen bisher gesehenen Jungvögeln unterschied, wie es in einem Bericht der University of Chicago heißt.
Darüber hinaus zeigten die Tiere ein außergewöhnliches Verhalten. In vermeintlicher Gefahr begannen sie damit, ihre Köpfe langsam von einer Seite zur anderen Seite zu bewegen, genau so wie es auch viele der behaarten Raupen tun. Auf eine solche stießen die Wissenschaftler ebenso in der gleichen Region. Dabei handelte es sich um eine Schmetterlingsraupe, die in Größe und Farbe dem Rotbüschelaulia-Jungen extrem glich. Die Biologen gehen deshalb davon aus, dass die Jungtiere des Laniocera hypopyrra die giftige Raupe in Aussehen und Verhalten nachahmen, um ihre Fressfeinde abzuschrecken.
Die Strategie der kleinen Rotbüschelaulias scheint aufzugehen. Anders als die meisten Vögel der Region, weisen sie mit 20 Tagen eine relativ lange Nestzeit auf, wie die Forscher konstatieren. Eine längere Nestzeit erhöht jedoch die Gefahr, im Maul eines Freßfeindes zu landen, was bei den orangefarben getarnten Jungvögeln nicht der Fall zu sein scheint.