Das Nationale Forschungsinstitut Amazoniens (Inpa) verfügt über eine enorme Sammlung von Insekten und anderen wirbellosen Tieren. Die sollen nun mit Hilfe von brasilianischen und internationalen Spezialisten in einer beispiellosen Aktion katalogisiert werden. Denn nicht alle der schätzungsweise fünf Millionen Tiere sind bisher identifiziert. Darüber hinaus wird vermutet, dass sich unter ihnen noch bisher wissenschaftlich unbekannte Arten befinden.
Insekten und Wirbellose zu bestimmen ist keine leichte Aufgabe. Für viele Gruppen sind Spezialisten notwendig. Die wollen die Institutsleiter nun einladen, um bei der Arbeit bei der Klassifikation der Tiere zu helfen. Im September war bereits der international anerkannte Spezialist für Kakerlaken, Esteban Gutiérrez, vom Naturkundlichen Museum in Kuba in Manaus. Mit den Ameisen hat sich der Experte Fernando Fernandez von der National-Universität Kolumbiens eingehender beschäftigt. Als nächstes wird die Spezialistin für Laubheuschrecken (Tettigonioidea), Juliana Chamorro, aus Kolumbien am Forschungsinstitut erwartet.
Bisher sind in Brasilien 600 verschiedene Laubheuschreckenarten katalogisiert. Die Forscher gehen allerdings davon aus, dass es noch weitere 2.400 bisher nicht wissenschaftlich erfasste Arten der „Esperanças“ gibt, wie sie in dem südamerikanischen Land genannt werden.
Nicht alle Arten der Laubheuschrecken ernähren sich von Pflanzenteilen. Vielmehr gibt es unter ihnen auch Jäger. Sie alle erfüllen im Ökosystem des Amazonas-Regenwaldes eine wichtige Rolle. Unter anderem dienen sie verschiedenen Affenarten als Nahrung. Selbst einige Wespen schleppen die Heuschrecken in ihren Bau, wo sie den Wespenlarven als Nahrung dienen, wie Juliana Chamorro in einem Vortrag ausführte. Gepaart sind die Forschungsarbeiten am Inpe mit Vorträgen, um so auch die Öffentlichkeit auf die Vielfalt der Fauna Amazoniens aufmerksam zu machen.
Die Sammlung der wirbelosen Tiere des Inpe ist gigantisch. Nach Angaben des Institutes umfasst sie über 330.000 in Laden eingeordnete Insekten sowie schätzungsweise fünf Millionen unsortierte Exemplare. Dazu gehören zudem über 3.000 Chargen von wirbellosen Tieren, die keine Insekten sind, wie Nematoden, Mollusken und Krustentiere und 20.000 Chargen, die sich im Einordnungsprozess befinden. Die Wissenschaftler schätzen, dass allein die Sammlung der wirbellosen Tiere über 1.500 verschiedene Arten umfasst.