Amazonien absorbiert fast die gesamten CO₂-Emissionen Brasiliens, welches die Atmosphäre pro Jahr mit 1,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxyd (CO₂) verschmutzt. Amazonien ist in der Lage, zwischen 1 und 2 Milliarden Kohlendioxyd pro Jahr durch Fotosynthese zu absorbieren. Wenn man eins vom andern abzieht, kann der Beitrag Brasiliens zur globalen Erwärmung sich um Null bewegen – alles, was das Land nach oben ausstösst, holt der Regenwald wieder herunter!
Die Daten basieren auf Schätzungen des gross angelegten “Experiments mit der Biosphäre-Atmosphäre in Amazonien“ (LBA), verglichen mit der nationalen Bestandsaufnahme über die Emissionen des “Studienzentrums für Umwelt und Klimatische Veränderungen“ (Centro Clima) innerhalb der Koordination der Programme für Weiterbildung im Ingenieurswesen (Coppe), der staatlichen Universität von Rio de Janeiro.
Brasilien gehört zu den Ländern mit der höchsten CO₂-Emissionen der Welt – vergleichbar mit den Ländern der Ersten Welt, wie Deutschland oder Japan. Weil es jedoch zu den Entwicklungsländern gehört, ist es im “Protokoll von Kyoto“ von Massnahmen zur Reduzierung seiner Emissionen befreit. Allerdings besteht ein starker Druck von Seiten der betroffenen Länder, dass sich Brasilien in nächster Zukunft zu einem signifikativeren Kompromiss entschliesst – besonders jetzt, da die Verhandlungen betreffs eines neuen “Klimaabkommens nach Kyoto“ vor der Tür stehen.
Amazonien steht im Mittelpunkt dieser Debatte. Zirka 75% der brasilianischen CO₂-Emissionen entstehen aus den Waldbränden – aus der Verwandlung von Waldgebieten und Cerrados in Weideland und Plantagenflächen. Jedwede signifikative Verringerung der brasilianischen Emissionen verlangt deshalb obligatorisch nach einer Verringerung der Abholzung!
Dies ist die hässliche Maske Amazoniens – verwandelt in ein Klimamonster durch die Aktionen des Menschen! Verschont vom Feuer und den Motorsägen dagegen, zeigt der Regenwald sein wahres Gesicht: Während eine Rodung das schädliche Kohlendioxyd in die Atmosphäre bläst, nimmt eine Erhaltung des Waldes und seiner Bäume CO₂ aus der Luft auf – und dient so als Filter der eigenen und globaler Emissionen. Nach neuesten, von der LBA publizierten Daten, ist Amazonien in der Lage, zwischen 300 und 600 Millionen Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre zu absorbieren. Dies entspricht mindestens 1,09 Milliarden Tonnen CO₂ (das freie Molekül CO₂ in der Atmosphäre ist schwerer als Kohlenstoff allein, der in der vegetativen Materie enthalten ist, deshalb die Zahlendifferenz). Als maximale Grenze der Absorption wird ein Volumen von 2,2 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr angenommen.
Dies sind Werte für das gesamte Amazonasbecken (zirka 7 Millionen Quadratkilometer), das neun Länder einbegreift. Aber allein der brasilianische Teil Amazoniens (mit 3,5 Millionen Quadratkilometern – abzüglich der 17% bereits zerstörter Waldfläche) wäre in der Lage, zwischen 50% und 100% der brasilianischen Gasemissionen zu absorbieren, entsprechend der angegebenen Grenzen der LBA.
Nach Angaben der nationalen Emissionsinventur, publiziert 2004 durch das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MCT), beträgt Brasiliens Ausstoss in die Atmosphäre 1,03 Milliarden Tonnen an CO₂, 13 Millionen Tonnen an Methan und 550 Tausend Tonnen an Nitro-Oxyd – die drei hauptverantwortlichen Gase für die globale Erwärmung. Wenn man das alles in Kohlendioxyd verwandelt (den als CO₂ bekannten Koeffizienten, der von der Klima-Konvention als Referenz zur Messung des Beitrags der einzelnen Länder am Treibhauseffekt zugrunde gelegt wird), erhält man eine Summe von etwa 1,5 Milliarden Tonnen.