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Pororoca

Veröffentlicht am 22. November 2011 - 22:14h

Die Begegnung seiner Wasser mit denen des Atlantischen Ozeans provoziert die gefürchtete “Pororoca“ – eine gigantische Welle, die über mehrere Stunden lang den Fluss hinauf donnert, die man auch vom All aus wahrnehmen kann, und deren Donnergrollen man bis in grosse Entfernungen hören kann.

Eine von der Mehrheit der Geologen akzeptierte Theorie besagt, dass sich der Amazonasstrom aus einem grossen Meerbusen entwickelt hat, welcher sich ursprünglich dem Pazifischen Ozean öffnete. Durch die Trennung des Superkontinents “Pangaea“, vor 130 Millionen Jahren (insbesondere dem Bruch des “Gondwana“, des Kontinents vor dem Pangaea, welcher aus Afrika, Südamerika, Antarktis, Arabien und Australien bestand), bewirkte die nach Westen driftende amerikanische Platte die Entstehung der Anden, vor 65 Millionen Jahren, und der erwähnte Meerbusen wurde damit zum Westen hin verschlossen und öffnete sich gen Osten für den Abfluss seines Wassers durch eine hindernisfreie Ebene in den Atlantik – der grosse Strom war geboren (die Theorie stimmt mit der Lage der tektonischen Platten überein).

Der Amazonasstrom präsentiert ein sehr geringes Gefälle – über seine gesamte Länge fällt er weniger als 100 Meter – auf einem 300 Kilometer langen Abschnitt auf brasilianischem Territorium beträgt sein Gefälle gerade mal 15 Meter! Während einer langen Zeit glaubte man, dass sich die Mündung des Amazonas im Einzugsgebiet der Stadt Belém befände. Heute hält man den Fluss, an dem die Hauptstadt des Bundesstaates Pará liegt (Rio Pará) längst nicht mehr für die Mündung des Amazonas – sondern weiss, dass dieser zum hydrografischen Becken des Rio Tocantins gehört. Die eigentliche Mündung des Amazonas dagegen, befindet sich auf der okzidentalen Seite der “Ilha do Marijo“, der größten Flussinsel der Welt. Daraus resultiert auch, dass Die Stadt Macapá (Hauptstadt des Staates Macapá) die einzige Hauptstadt ist, die vom Amazonas umspült wird. Das Wasservolumen, welches vom Amazonas ins Meer gespült wird, ist so gigantisch, dass der Atlantik viele Kilometer vor der Amazonasmündung Süßwasser führt! Der Amazonas ist verantwortlich für 20% allen Süsswassers, das auf unserem Erdball ins Meer gelangt!

Wie schon erwähnt, verursacht das Zusammentreffen der Wasser des Amazonasstroms mit dem Atlantischen Ozean eine gigantische Welle, die über mehrere Stunden lang den Fluss gegen seinen Strom hinauf rollt. Dieses Phänomen bildet sich durch die plötzliche Aufstauung des Süsswassers an der Mündung, das mit den Gezeiten des Meeres, und so durch entgegen laufende Strömungen, zusammen gepresst wird. Infolge dieses Schocks bildet sich die gigantische Welle, die mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 25 km/h, und in eine Höhe von 3 bis 6 Metern, in Gegenrichtung den Fluss hinauf rollt.

Im Bundesstaat Amapá kann man die “Pororoca“ bei der Insel “Bailique“ und an der Mündung des Rio Araguari beobachten, im “Canal do Inferno“ (Höllenkanal) der Insel “Maracá“ ebenfalls – am grössten ist diese Welle während der Monate Januar bis Mai. Sie gehört zweifellos zu den expressivsten touristischen Attraktionen in dieser Region – obwohl sie gefährlich werden kann. In historischer Zeit erlebten die Mannschaft des Vicente Yáñez Pinzón die Pororoca, als sie zur Mündung des Amazonas hinunter segelten, und sie waren überrascht von der gewaltigen Schönheit dieses Naturphänomens. Allerdings weiss man auch, dass dieselbe Pororoca im Januar 1500 fast ihre Schiffe zerstört hätte!

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Die Pororoca kündigt sich an. Ein paar Minuten vor ihrem Herandonnern herrscht eine plötzliche Stille in der Natur – selbst die Vögel schweigen und sogar der Wind stellt sein Blasen ein. Dann nähert sie sich – man wartet auf sie! Die Anwohner kennen diese Zeichen vor dem Sturm genau – die einen suchen in aller Eile einen sicheren Ort auf, um sich zu verstecken, andere bringen ihre Boote in Sicherheit – denn wo die Pororoca vorbei donnert, reisst sie alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest ist, sogar Bäume entwurzelt sie manchmal, gräbt Löcher, zerbricht, dreht um und reisst mit. Es gibt verschiedene Erklärungen für die Ursache, und vor allem für die brachiale Gewalt, der Pororoca – sie alle haben mit den Mondphasen zutun. Besonders aber während der Tag-und-Nacht-Gleiche (Äquinoktium), mit der grössten Neigung der flüssigen Masse der Ozeane, stellt die Pororoca-Welle eine zerstörerische Naturgewalt dar, die in Amazonien bis auf eintausend Kilometer weit spürbar ist, und ihren ohrenbetäubenden Donner hört man bereits zwei Stunden bevor man den Kamm der Welle erkennen kann!

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