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Deutsche Archäologen entdecken Pyramidenreste im Amazonas-Regenwald Boliviens

Veröffentlicht am 27. Mai 2022 - 21:05h unter Aktuelles aus Bolivien

Archäologen haben im bolivianischen Amazonas-Tiefland Reste vorkolumbiansicher Siedlungen mit bis zu 22 Meter hohen Pyramiden entdeckt. Laut den Forschern muss die Region dicht besiedelt gewesen sein. Gestoßen sind sie nicht nur auf Pyramiden, sondern ebenso auf ein ausgeklügeltes System von Siedlungen, das über dammartige Wege und Kanäle miteinander verbunden war.

Screenshots aus einer 3D-Animation des Fundorts Cotoca – Grafik Heiko Prümers / DAI

Seit mehr als 20 Jahren sind Archäologen unter der Leitung Heiko Prümers vom Deutschen Archäologischen Institut und Carla Jaimes Betancourt von der Universität Bonn nahe des Dorfes Casarabe in der Mojos-Ebene Siedlungstätigkeiten auf der Spur. Jetzt scheint ihnen ein Durchbruch gelungen zu sein; und hätte man darauf gewettet, so mancher Wettanbieter Österreich hätte hohe Quoten ausgerufen, da damit kaum zu rechnen war.

Was sich unter dem dichten Blätterdach des Amazonas-Regenwaldes tatsächlich verbirgt, haben sie mit Hilfe der Lasertechnologie LIDAR in Partnerschaft mit der Universität Exeter sichtbar gemacht. Mit der Airborne-Lasertechnologie LIDAR war es möglich, das Gelände bei Überflügen zu scannen. Nachfolgend wurde der Bewuchs „herausgerechnet“.

Entstanden ist so ein digitales Modell der Erdoberfläche. Das zeigt mehrere hundert Siedlungen, die vermutlich aus der Zeit zwischen 500 und 1400 nach Christus stammen, und das, in einer Region, die wegen regelmäßiger Überschwemmungen eigentlich nicht zur dauerhaften Besiedlung einlädt.

Mit Hilfe des LIDAR-Systems haben sich die vorher manuell untersuchten Hügel zudem als erodierte Pyramidenstümpfe und Plattformbauten entpuppt. Herausgefunden haben die Archäologen ebenso, dass die Hauptsiedlung mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 1,5 Kilometern und einer Ost-West-Ausdehnung von etwa einem Kilomter mindestens so groß war wie Bonn im 17. Jahrhundert, wie Carla Jaimes Betancourt in einer Pressemitteilung der Universität Bonn ausführt.

Wie viele Menschen dort gelebt haben, lässt sich noch nicht abschätzen. „Die Anlage der Siedlung selbst verrät uns aber, dass hier Planer und viele „tatkräftige Hände“ zu Werke waren“, wird Heiko Prümers in der Pressemitteilung zitiert.

Angelegt haben die Ureinwohner des Amazonas-Regenwaldes ein Wall-Graben-System und gestufte Plattformen, auf denen U-förmige Strukturen, rechteckige Plattformhügel und konische Pyramiden liegen. Weil die einzelnen Siedlungen mit dammertigen Wegen und Kanälen miteinander verbunden sind, gehen die Forscher von einem engen sozialen Gefüge und auch von einer hohen Besiedlungsdichte aus. Sie sprechen von einem „vorspanischen Urbanismus im Amazonasgebiet“.

Ihre bahnbrechenden Studienergebnisse haben die Forscher im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht. Jetzt wollen sie herausfinden, wie die gefundenen großen regionalen Zentren funktioniert haben.

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