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CO₂-Emissionen » Seite 2

Veröffentlicht am 23. November 2011 - 12:03h

Die Daten jener Inventur geben ein Bild Brasiliens von 1994 wieder, so wie es die Regeln der Konvention vorschrieben. Im gegenwärtigen Szenario ist klar, dass die Emissionen zugenommen haben. Noch weiss man allerdings nicht, in welcher Höhe! Eine neue Inventur ist in Vorbereitung beim MTC, mit aktualisierten Daten bis 2002 – bei einigen Sektoren bis 2006. “Brasilien hat sich seit 1994 weiter entwickelt – die Bevölkerung ist gewachsen, der Konsum von Energie ebenfalls, deshalb kann man erwarten, dass sich die Emissionen ebenfalls erhöht haben“, bestätigt der Koordinator der Inventur. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dieses Wachstum die Absorptionskapazität Amazoniens neutralisiert hat. Dafür gibt es zahlreiche Schwankungen: Die Waldzerstörung nahm zu – dann wieder ab. Die Industrie wuchs, der Konsum von Benzin für Transporte ist gefallen – und viele weitere Beispiele.

Die Wissenschaftler betonen, dass ihre angegebenen Daten keine definitiven sind, dass es Margen für Fehler gibt, und dass die bisher gesammelten Wertigkeiten durch weitere Untersuchungen bestätigt werden müssen. Trotzdem steht fest, nach der Konsultierung verschiedener Spezialisten durch den Staat, dass Amazonien in der Lage ist, die CO₂-Emissionen Brasiliens substanziell zu verringern oder sogar zu annullieren. “Das ist unbestreitbar und enorm wichtig“, sagt der Ökologe Mateus Batistella, Forscher der “EMBRAPA Monitoramento por Satelite“ und Direktor des internationalen wissenschaftlichen Kommittés der LBA, “denn der Wert dieser Erkenntnisse für die Erhaltung des Regenwaldes ist enorm. Durch die Einstellung der Waldverbrennung hören wir nicht nur auf, Kohlendioxyd auszustossen, wir absorbieren auch noch zusätzlich CO₂ aus der verschmutzten Atmosphäre durch die Pflege des Waldes“!

Durch Brandrodungen in Brasilien wird massiv Kohlendioxid freigesetzt

Politisch gesehen, spielen diese Erkenntnisse allerdings keine Rolle. Nach den Regeln der “Climate Convention“ können nur “antropische Faktoren“ (also solche von menschlicher Intervention hervorgerufenen) in der CO₂-Aufstellung – mehr oder weniger – berücksichtigt werden. Wälder werden darin als natürliche Absorventen (unabhängig von der Aktion des Menschen) geführt und können deshalb nicht dazu benutzt werden, den CO₂-Ausstoss eines Landes auf der Liste zu verringern. Ökologisch gesehen, sind sie allerdings ein Entlastungsfaktor, der nicht ignoriert werden kann. “Und selbst wenn es nicht einhundert Prozent zutrifft, so leistet uns der Regenwald einen gigantischen ambientalen Dienst“, bestätigt ein Wissenschaftler vom “Instituto Nacional de Pesquisas da Amazônia“ (INPA). Noch ein Grund, den Regenwald stehen zu lassen.

Das Kohlendioxyd ist der Hauptschuldige des Treibhauseffekts, der wie eine atmosphärische Decke die Wärme auf der Erdoberfläche einhüllt. Durch den Prozess der Fotosynthese wird diese Decke aufgelöst, und ein Teil des Kohlenstoffs wird von den im Wachstum begriffenen Pflanzen aufgenommen und gebunden. Wenn der Wald zerstört und abgebrannt wird, steigt der befreite Kohlenstoff in die Atmosphäre – dasselbe geschieht bei Verbrennung fossiler Treibstoffe, wie zum Beispiel beim Benzin.

Forscher schätzen, dass Amazonien bis zu 100 Milliarden Tonnen Kohlenstoff enthält (oder 366 Milliarden Tonnen CO₂) gespeichert in seiner Vegetation – so viel wie fast zehn Jahre globaler CO₂-Emissionen sämtlicher humaner Aktivitäten. Jeder Hektar Wald beherbergt 120 bis 150 Tonnen Kohlenstoff, das hängt von der jeweiligen Vegetation ab.

Forscher von der “Universidade Estadual Paulista“ (UNESP) haben eine durchschnittliche Emission von 22.000 Tonnen CO₂ pro abgebranntem Quadratkilometer in Amazonien kalkuliert. Nach ihrer Kalkulation haben die Abbrennungen der vergangenen drei Jahre zusammen (60.177 km2) 1,3 Milliarden Tonnen an CO₂ in die Atmosphäre ausgestossen – ein Ausstoss, für den eine Megametropole wie São Paulo, mit all ihren Auto- und Industrieabgasen, mehr als achtzig Jahre brauchen würde – so ein publizierter Bericht vom “Centro Clima“ der COPPE/UFRJ.

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