- Portugiesisch: Jaborandi
- Art: Pilocarpus jaborandi
- Familie: Rutaceae (Rautengewächse)
Das Wort “Jaborandi“ haben die Tupi-Indianer kreiert, es bedeutet “was schlabbern verursacht“ – und beschreibt damit die ursprüngliche Anwendung in ihrer Regenwald-Pharmazie.
Morphologische Merkmale
Der Pilocarpus jaborandi, er wird auch als Rutakraut oder Rutabaum bezeichnet, ist ein aus Südamerika stammender, zwischen 3 bis 7 Meter hoch wachsender Strauch oder Baum – mit einer grau-braunen Rinde und mit gefiederten Blättern, die lederartig anmuten und ein ätherisches Öl enthalten, das einen angenehmen aromatischen Geruch verströmt, wenn man sie zerdrückt.
Die Pflanze bringt kleine, zu dichten Trauben gedrängte Blüten hervor, die purpurrot gefärbt sind. Die Bezeichnung “Pilocarpus“ stammt aus dem griechischen “Pilos = Filz, Wolle“ und “Karpus = Frucht“ – es beschreibt ziemlich genau die Art der Früchte dieses Baumes, die dicht behaart sind.
Herkunft
Amazonien – Brasilien und angrenzende Länder.
Verbreitung
Tropisches Zentral- und Südamerika, sowie die Westindischen Inseln.
Beschreibung
Verschiedene Pilocarpus-Spezies werden mit dem Namen “Jaborandi“ in Brasilien bezeichnet und wechselweise im Kommerz wie in der Phytotherapie benutzt – so zum Beispiel aus derselben Familie die Arten Pilocarpus microphyllus und Pilocarpus pennatifolius. Alle drei Arten sind gleichen einander im Aussehen, in ihren chemischen Substanzen und ihren phytotherapeutischen Anwendungen.
Die Indianer Amazoniens kannten den “Jaborandi“ und seine heilenden Eigenschaften seit vielen Jahrhunderten – mündlich überliefert von ihren Vorfahren, wurden seine Blätter zum Beispiel als Gegenmittel bei Vergiftungen des Körpers eingesetzt – sie provozieren alle Arten von Sekretionen, wie Speichelfluss, Schweissausbrüche und Harnproduktion. Und sie lösen Erbrechen aus – wodurch Giftstoffe aus dem Körper entfernt werden.
In Europa wurde die heilsame Pflanze erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts offiziell dokumentiert und in die phytotherapeutische Registratur aufgenommen – anlässlich der offiziellen Feststellung ihrer schweisstreibenden Wirkung. Inzwischen weiss man, dass die aromatisch duftenden Blätter auch gegen Zahnschmerzen, Fieber aller Art und besonders Nierenkrankheiten, gute Ergebnisse bringen.
Den bedeutendste Wirkstoff in den Jaborandi-Blättern, das “Pilocarpin“, entdeckte man 1875 – es bewirkt eine so genannte “parasymptomimetrische Aktivität“, das heisst: eine Verlangsamung des Herzrhythmus und gleichzeitige Zunahme der Sekretion der Hormondrüsen, mit deutlicher Verengung der Pupillen. Damit wurde es auch wertvoll für die Augenheilkunde: Pilocarpin ist heute in zahlreichen Augentropfen enthalten und wird bei akuten Augenentzündungen angewendet.
Auch der schweisstreibenden Wirkung des Pilocarpin bedient man sich heute bei Erkältungen, Schnupfen, Schüttelfrost, Fieber, Rheuma, Asthma und sogar Hautausschlägen – in diesen Fällen wird es als wirkungsvolles “Diaphoretikum“ verschrieben.